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[Presse] Heiligengeistfeld Hamburg WM-Dorf 2006

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JUK Der Benutzer wurde geprüft und ist eine reale Person. Unterstützt das Forum mit einer jährlichen Spende. Ist ein Ehrenmitglied. Neu  05.01.2005 Mittwoch, 05. Januar 2005 15:19
Avatar von JUK JUK Der Benutzer wurde geprüft und ist eine reale Person. Unterstützt das Forum mit einer jährlichen Spende. Ist ein Ehrenmitglied.
Jens Uwe Kupka
Lensahn
Deutschland . SH
Hamburger Abendblatt, 05. 11. 2004

Das Woodstock des Fußballs
Public Viewing: Auf dem Heiligengeistfeld soll während der WM 2006 einen Monat lang gefeiert werden.

Hamburg - Wenn Sie keine der wenigen frei erhältlichen Eintrittskarten für die Fußballspiele der WM 2006 in Deutschland (9. Juni bis 9. Juli) erwerben können - auf eine Karte werden mehr als 50 Bestellungen kommen -, und dennoch die Begegnungen in einer Art Stadionatmosphäre erleben möchten, kann Ihnen geholfen werden. Public Viewing heißt das Zauberwort, was öffentliches Anschauen bedeutet. In allen zwölf WM-Städten, und in sechs weiteren Orten wie zum Beispiel in Bremen, werden riesige Videowände aufgestellt, auf denen jedes WM-Spiel live zu sehen sein wird.

In Hamburg steht der Standort jetzt fest: Auf dem 160 000 Quadratmeter großen Domgelände am Heiligengeistfeld soll mit Einbindung des St.-Pauli-Stadions für fünf Wochen ein buntes WM-Dorf entstehen - mit Freß- und Shoppingmeilen, Riesenrad, Karussell, Space-Walker sowie einem täglichen kulturellen (Musicals, Theater) und sportlichen Unterhaltungsprogramm (Fußball-, Basketball-, Beachvolleyballturniere) für in- und ausländische Fans von elf Uhr morgens bis Mitternacht. Die Hamburg Marketing GmbH, die Public Viewing als weltweite Werbemaßnahme einsetzt, rechnet mit bis zu 60 000 Besuchern während der Übertragungen, darunter die Hälfte Auswärtige, und ansonsten 30 000 Tagesgästen. Der Eintritt ist frei.

Vor zweieinhalb Jahren kamen in Hamburg zu ähnlichen Veranstaltungen während der WM 2002 rund 30 000 Zuschauer auf den Rathausmarkt und den Fischmarkt zusammen. In Südkorea hatten sich damals auf öffentlichen Plätzen 200 000 Menschen zum Fernsehgucken getroffen. Seitdem ist Public Viewing ein kommerzielles Thema. Damit begannen die Probleme, die sogar Bundeskanzler Schröder auf den Plan riefen, der beim Weltfußballverband Fifa Rechte für alle Städte einforderte.

Die Differenzen konnten inzwischen in zähen Verhandlungen mit der Fifa geregelt werden, sagt Hamburgs Sportamtsdirektor Dr. Hans-Jürgen Schulke, gleichzeitig Vorsitzender des Arbeitskreises WM 2006 in der Sportministerkonferenz. Die Fifa stellt den WM-Städten Sachkosten im Wert von je 700 000 Euro zur Verfügung, darunter die Videowand, eine Bühne und das Fernsehsignal. Dafür müssen die Exklusivrechte der 15 offiziellen Fifa- und 6 nationalen WM-Sponsoren gewahrt bleiben. Die ARD wurde zudem mit ihren Landesstudios als Partner, Programmgestalter und Prominentenbeschaffer vor Ort gewonnen.

Andere Interessenten müssen alle Kosten selbst tragen. In Hamburg plant neben der Stadt auch die Trab-Arena in Bahrenfeld WM-Übertragungen. Herbert Klatte, Geschäftsführer der Trabrenngesellschaft, will jetzt das Gespräch mit der Hamburg Marketing suchen.

"Public Viewing wird den Fußballfans eine neue emotionale Erlebniswelt eröffnen, die wir aufgrund der zahlreichen Reglementierungen in den Stadien nicht vorfinden werden", sagt Schulke. Es sei ein Zurück zu den Wurzeln, "es wird auf dem Heiligengeistfeld eine Stimmung wie einst beim legendären Musik-Festival Woodstock 1969 in den USA herrschen". Die einzige Droge diesmal: Begeisterung.

Die Kosten für das WM-Fest in St. Pauli werden derzeit auf gut zwei Millionen Euro geschätzt. Platzreinigung, Toiletten, Wasser, Strom, Absperrungen und Sicherheit sind zu bezahlen. Regionale Sponsoren, die sich abseits der Leinwände präsentieren dürfen, Merchandising, Ausschank- und Cateringlizenzen sollen das Budget decken. Das sei eine realistische Rechnung, sagt Schulke. Beim Deutschen Turnfest 1994 in Hamburg seien an sechs Tagen auf dem Rathausmarkt allein über Verzehrrechte 350 000 Euro eingenommen worden.

Die WM-Orte verstehen Public Viewing aber nicht nur als emotionales Angebot an die heimische Bevölkerung, sondern auch als Anlauf- und Deeskalationspunkt für die erwartete eine Million ausländischer Besucher während der Spiele. Sie werden im WM-Dorf mit Internet-Cafes, Übernachtungs-, Ticket-Tauschbörsen und Informationspunkten bedient. Public Viewing biete den Städten zusätzlich die Möglichkeit, so Hamburg-Marketing-Chef Dr. Hariolf Wenzler, "ein eigenes Profil zu entwerfen und überdies weitere Besucher anzulocken". Hafen- und Reeperbahnnähe könnten für viele Fußballfans ein Argument sein, die WM in Hamburg und nicht anderswo zu verfolgen. Rainer Grünberg

erschienen am 5. Januar 2005 in Sport
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