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[Presse] Weihnachten im Wohnwagen feiern

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JUK Der Benutzer wurde geprüft und ist eine reale Person. Unterstützt das Forum mit einer jährlichen Spende. Ist ein Ehrenmitglied. Neu  27.12.2004 Montag, 27. Dezember 2004 23:08
Avatar von JUK JUK Der Benutzer wurde geprüft und ist eine reale Person. Unterstützt das Forum mit einer jährlichen Spende. Ist ein Ehrenmitglied.
Jens Uwe Kupka
Lensahn
Deutschland . SH
Pforzheimer Zeitung, 27. 12. 04

Weihnachten im Wohnwagen gefeiert








PFORZHEIM.Ein Tannenbaum - vielleicht etwas kleiner, schmaler als die, die in vielen deutschen Wohnzimmern stehen, aber genauso liebevoll und farbenfroh geschmückt. Gleich neben dem Fernseher steht er, einen knappen Meter groß. Auf den ersten Blick scheint alles ganz normal, Heiligabend im Wohnzimmer der Familie Sperlich. Und doch ist alles anders.

Schon immer Schausteller

Die Sperlichs sind Schausteller. Das waren sie schon immer. "Im Jahr 1822 sind meine Vorfahren als Bänkelsänger und Gaukler auf Dorffesten aufgetreten, und mein Urgroßvater hat samt Bauchladen mit Fingerpuppen gespielt", erzählt Mario Sperlich über die Ursprünge des heutigen Hohensteiner Puppentheaters. "Deutschlands größtes Kasperletheater auf Reisen" steht es auf den bunten Werbeplakaten. Seit Heiligabend gastiert die mobile Bühne im Pforzheimer Enzauenpark, samt zwei blauen Trucks, Wohnwagen, großem Zelt und kleinen Details wie Satelliten-Schüsseln für TV-Empfang.

Schon mittags bereitet Sperlichs Ehefrau Susanne in der Küche das Essen für den Abend vor. Im Ofen brutzelt die Ente. Sohn Mario schaut im Wohnzimmer fern. Sehr breit ist die Couch nicht, auf der er sitzt. "Wir feiern Weihnachten wie jede Familie - aber immer woanders", so der Vater dreier Kinder. Zwei davon sind noch in Göppingen, wo sie am Vorabend eine kleine Show gaben. Meist sind sie zu zwölft unterwegs, samt Oma, Opa und den Plakatierern. Die sind am Vortag jedoch zu ihren Familien gereist.

Damit der tiefblaue Wohnwagen schön gemütlich wird, haben die Sperlichs vor acht Jahren beim Bau selbst Hand angelegt. In dem 15 auf drei Meter großen Wagen haben sie alles, was sie fürs tägliche Leben brauchen. Den Rest - Strom und fließend Wasser - bekommen sie von der Stadt, in der sie spielen. Nur wenn’s lange gefriert, muss die Familie zum Duschen schon mal ins örtliche Hallenbad.

Mutter Susanne verlässt den Wohnwagen, läuft rüber ins Kassenhaus und verkauft Eintrittskarten. Sohn Georg wirft sein rot glitzerndes Kostüm über, schaltet im Theaterzelt den Strom an, testet die Mikrofone und positioniert sich in einem Wagen, um von dort aus Süßigkeiten und Getränke zu verkaufen. Mario selbst stellt sich vor das Zelt und reißt Karten ab, mit einem freundlichen Wort auf den Lippen: "Viel Spaß, kommen Sie rein. Es ist schön warm drin."

Die Idee, eine Vorstellung an Heiligabend zu geben, sei im vergangenen Jahr in Berlin durch einen dummen Zufall entstanden. Die Plakatedrucker hätten versehentlich den 24. statt den 25. Dezember als Starttermin angegeben. "Wir dachten, dass Heiligabend ein Familienfest ist - da kommt eh keiner." Doch siehe da: Es war der vollste Tag überhaupt im 300 Personen fassenden Zelt. Nicht so in Pforzheim. Nur gut 50 Besucher finden den Weg in den Enzauenpark, um sich eines der 14 Stücke aus dem Programm des Theaters anzuschauen. Sieben davon stammen aus der Feder der Familie.

Meist sind es junge Familien oder Großeltern samt Enkelkinder, die tröpfchenweise ins "Zauberland" eintreten: "Für mich, meine Tochter Linda und meinen Mann ist es die ideale Einstimmung auf Heiligabend", sagt Birgit Kirsch. Bernd Klauke aus Straubenhardt hat seine Enkelkinder abgeholt, "damit zuhause genügend Ruhe ist, den Baum zu schmücken und alles vorzubereiten."

Pforzheim - besonderer Ort

Ein ortsgebundener Beruf käme nicht in Frage: "Ich habe noch nie gespürt, wie es ist, einige Jahre an einem Ort zu sein", sagt Mario, der pro Jahr mit seiner Familie 30 bis 40 Städte abklappert. Seine Kinder gingen immer dort zur Schule, wo sie gerade waren. Auch er kennt es nicht anders. Doch gerade Pforzheim ist für seinen ältesten Sohn ein besonderer Ort: Vor 22 Jahren wurde er hier geboren. Ein Spaziergang ans unweit gelegene Städtische Klinikum musste da schon sein. Von Heimat ist hingegen kaum die Rede. Überhaupt, Freundschaften zu schließen sei in diesem Job sehr schwer. Zu 99 Prozent heirate man ins Schausteller-Milieu hinein. Das seien die einzigen, die man immer wieder trifft. Marios Ehefrau stammt ebenfalls aus eine Artistenfamilie. Heimat? "Das ist da, wo mein Wohnwagen steht", sagt Mario. "Deutschland", ruft seine Frau herüber. Michael Müller
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