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Wiesbadener Kurier, 13. 07. 04: Volksfest mit Knochenarbeit

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JUK Der Benutzer wurde geprüft und ist eine reale Person. Unterstützt das Forum mit einer jährlichen Spende. Ist ein Ehrenmitglied. Neu  13.07.2004 Dienstag, 13. Juli 2004 21:50
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Jens Uwe Kupka
Lensahn
Deutschland . SH
Aus der Presse


Wiesbadener Kurier, 13. 07. 04Volksfest mit Knochenarbeit
"Männer zum Mitreisen" von heute: Der Job des Polen Mirek Mikorajczyk auf dem Rummel


WIESBADEN Früher waren die Schilder "Junge Männer zum Mitreisen gesucht" bei einem Volksfest nicht zu übersehen. Vor allem für Kinder klangen die Worte verlockend, schien ein Job beim reisenden Gewerbe ein Garant für ständigen Spaß, Abwechslung und Abenteuerlust.
Von Kurier-Redakteurin

Cornelia Diergardt

Rummel am letzten Tag des Schiersteiner Hafenfestes. Mirek Mikorajczyk ist die gute Laune vergangen. Das Bild aus frühen Tagen von der aufregenden Kirmes-Arbeit korrigiert der Pole gründlich. Noch schleppt sich der Betrieb müde hin. Nur ein paar Kinder drehen in den Autoscootern der Schaustellerfamilie Kurt Laux ihre Runden.

Mirek schaut stumpf auf die Fahrbahn. Der Abbau des Fahrgeschäfts rückt bedrohlich näher. Mit insgesamt vier Männern ist die Demontage innerhalb von fünf Stunden zu schaffen. Doch gestern haben sich zwei neu erworbene Kräfte aus dem Staub gemacht. Mirek und Kurt Laux junior müssen nun den Abbau der 13 mal 26 Meter großen Fahrbahnfläche, des Gestänges und der kleinen Fahrzeuge heute vermutlich allein stemmen. Es sei denn, die Abtrünnigen tauchen plötzlich wieder auf...

Kurt Laux senior macht eine unwirsche Handbewegung: "Die kommen und gehen." Seit 53 Jahren Jahren kennt der Vorsitzende des Wiesbadener Schaustellerverbands das Gewerbe, die Höhen und Tiefen und vor allem die nie aufhörende Suche nach Arbeitskräften.

Laux grinst verschmitzt, setzt erst gar nicht zum Widerspruch an, dass Gesuche nach "Jungen Männern zum Mitreisen" eher nach einem Trip unter Palmen als nach einem knallharten Knochenjob klingen. "Ja, das ist reine Romantik", gibt der Branchenkenner zu - und "kalter Kaffee". Heute braucht kein Schausteller mehr Schilder in deutscher Sprache aufzuhängen. "Die Jungs kommen alle aus Polen", berichtet Laux senior, der seit sieben Jahren einen Kontaktmann in dem osteuropäischen Land hat, der ihm Kräfte vermittelt. Die Deutschen seien sich für einen Job auf dem Rummel viel zu schade. "Da kriegen Sie keinen einzigen."

Keine Frage, auch Laux ist mies drauf. Ihr Fett kriegt ebenfalls die Zentrale Arbeitsvermittlung in Berlin ab. "Acht Wochen brauchen die für die Bearbeitung der befristeten Arbeitserlaubnis", schimpft der Betreiber der kleinen wendigen Autoscooter. Ja früher, als das "Geld noch nicht so dick war", sei vieles einfacher gewesen. Laux erinnert sich, wie vor allem in den kleinen Orten viele Eltern zu ihm mit der Bitte gekommen seien, ihre Söhne mit auf Tour zu nehmen. "Sie waren froh, einen Esser weniger im Haus zu haben."

Froh ist Kurt Laux jedoch über die Unterstützung von Mirek Mikorajczyk. Der drahtige Mann mit einer Größe von knapp 1,70 Meter und erstaunlich großen Handflächen arbeitet bei Familie Laux bereits in der dritten Saison. Das fördert die Sprachkenntnis. Ein paar Vokabeln beherrschen Laux senior und junior perfekt: Moteck ist der Hammer, drabiena heißt die Leiter und eilt´s, wird chiepko gerufen.

Wie das Fahrgeschäft mit Pulsen und Keilen verbunden wird, weiß Mirek Mikorajczyk natürlich aus dem Effeff. Dass zu dem Job nicht nur der Auf- und Abbau gehört, sondern auch die Aufsicht des Fahrgeschäfts ist ihm inzwischen in Fleisch und Blut übergegangen. Montage des Gestänges, Angurten der Kinder, das Schieben der kleinen Wagen in Reih und Glied und abends geht´s in den Mannschaftswagen, wo bei voller Besetzung sich die Jungs Schlaf- und Aufenthaltsraum teilen.

Viele Worte verliert Mirek nicht über seinen Job, der mit dem künstlichen Glanz von Rummelplätzen nichts gemein hat. Wenn heute die letzte der 160 Fahrbahnplatten verstaut ist, packt Mirek schnell seine kleine Tasche. Dann geht es endlich zurück zu seiner Frau und den beiden Kindern in den 1700 Kilometer entfernten Heimatort Wrockawek.
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