RunnerNeu29.07.2023Samstag, 29. Juli 2023 16:092 gefällt das
Runner
Dominik Leinen
Beilingen
Deutschland . RP
War es Zufall, dass wir ausgerechnet an Tag 11 zu Apollo 11 und Co. fuhren? Mit Sicherheit. Schließlich hätte es ja für jeden Tag unserer Tour eine Apollo-Mission gegeben. Also kurzum, aufgrund des großen Interesses hatte Dirk für uns auch einen optionalen Besuch des Kennedy Space Centers angeboten, der eben am elften Tag der Tour stattfand. Und weil 50 Tickets günstiger waren als die eigentlich erforderliche Anzahl, warb Dirk noch bis zuletzt darum, sich kurzfristig dem Ausflug anzuschließen. Auch außerhalb der Gruppe. So war ihm bei einem der Parkbesuche zuvor wohl eine deutschsprachige Familie aufgefallen, die von einem Besuch des Space Centers sprach. Tickets brauchten die zwar wohl keine mehr, aber da sie freuten sich sehr über die angebotene Mitfahrgelegenheit, die pünktlich um 7:29 Uhr startete. Trotz eines kurzen Stopps auf dem Standstreifen - offenbar ging die Tür immer wieder einen Spalt auf, eine Lösung für dieses Problem wurde zunächst nicht gefunden - erreichten wir eine gute Stunde später den Kennedy Space Center Visitor Complex auf Merritt Island an der Ostküste Floridas.
Somit hatten wir bis zur Öffnung um 9 Uhr genügend Zeit, das John F. Kennedy Monument zu bewundern.
Deutlich mehr als die T minus 1 Minute and 9 Seconds, welche die berühmte Countdown-Uhr dauerhaft anzeigte.
Es handelt sich tatsächlich um jene Uhr, welche 1969 von der NASA dort errichtet wurde, wo die Presse die Starts verfolgen konnte - ihren ersten Einsatz hatte sie beim Start von Apollo 12. Ende 2014 wurde die 8 Meter breite Uhr in den Ruhestand versetzt, da die gut 1,20 Meter hohen und 60 Zentimeter breiten Ziffern bestehend aus 349 einzelnen 40-Watt-Glühlampen einfach nicht mehr zeitgemäß waren. Ihren Platz nahm eine ähnlich große LED-Tafel ein, die neben dem Countdown auch Live-Bilder der Astronauten zeigen kann. Generalüberholt mit neuer Steuerung und einfacher zu wechselnden Lampen wurde die historische alte Uhr 2016 vor dem Eingang des Visitor Complex platziert. Dort tickt sie wohl gelegentlich herunter, während zugehörige Audio-Mitschnitte abgespielt werden. Warum das nun ausgerechnet diese 69 Sekunden sind, konnte ich aber leider nicht herausfinden.
Die Info neben dem Eingang war bereits geöffnet, sodass wir uns in der Zwischenzeit mit Parkplänen und Showzeiten eindecken konnten.
Und dann konnten wir endlich das tun, was uns die großen Buchstaben über dem Eingang auftrugen: den Visitor Complex erkunden.
Dessen Geschichte reicht im Grunde zurück zum Beginn der bemannten Raumfahrt in den USA. Nachdem 1961 Alan Shepard im Zuge des Mercury-Programms als erster Amerikaner den Weltraum erreichte, pilgerten immer mehr Raumfahrtinteressierte zum Cape Canaveral, um selbst Zeugen dieser historischen Ereignisse zu werden. Ab 1963 öffnete man daher die damalige Cape Kennedy Air Force Station zu bestimmten Zeiten und ließ die Menschen in ihren Autos auf einer vorgegebenen Route etwas Raumfahrtluft schnuppern. Die Beliebtheit dieser Touren führte schließlich zu dem Entschluss, ein vollwertiges Besucherzentrum auf dem Gelände des Kennedy Space Centers zu errichten. Zunächst als Provisorium, von dem ab 1966 erstmals Bus-Touren angeboten wurden, ehe 1967 schließlich das eigentliche Visitor Center eröffnet wurde. Seither wurde es natürlich immer wieder erweitert und modernisiert.
Auch der Rocket Garden bekam hin und wieder Zuwachs. Zuletzt wurde die blaue Delta II gepflanzt, die 2018 ausgemustert wurde.
Wir ließen die Raketen jedoch zunächst links liegen, denn nach wie vor werden Bus-Touren angeboten.
Allerdings sollten die erst etwas später starten und auch nur zum abseits gelegenen Apollo/Saturn V Center führen. Der Abstecher zum Cape Canaveral mit den Startrampen musste wohl leider (zumindest vorübergehend) eingestellt werden, da es sich natürlich um Sicherheitsbereiche handelt, die während der Vorbereitungen auf einen Raketenabschuss für Zivilisten gesperrt sind - und dank der privaten Raumfahrtindustrie ist das inzwischen doch recht häufig der Fall.
Die Busfahrt verschoben wir also auf einen späteren Zeitpunkt. Mit der Internationalen Raumstation im Rücken, überlegten wir uns ein anderes Ziel für den Start.
Unter dem Wandgemälde sind übrigens alle an der ISS beteiligten Nationen mit ihren Flaggen aufgeführt.
Gegenüber könnte man beim Astronautentraining die eigenen Raumflugfähigkeiten testen - gegen einen gewissen Aufpreis versteht sich.
Das Modell eines künftigen Mars-Erkundungs-Labor-Fahrzeugs kann wiederum frei bewundert werden.
Der Mars Rover Vehicle Navigator - oder kurz MARVN.
Ob da auch ein Roboter mit echtem, menschlichen Persönlichkeitsbild verbaut sein wird, entzieht sich deprimierenderweise meiner Kenntnis.
Der hintere Teil mit dem Labor soll abgehängt werden können, der vordere Teil kann dann weiter auf Erkundungsfahrt gehen.
Weiter ging es vorbei an einem Modell der "neuen" Orion-Kapsel, welche bald wieder Menschen zum Mond und später auch zum Mars bringen soll.
Bevor wir uns der Zukunft widmeten, schauten wir jedoch zunächst in die Vergangenheit.
Genauer gesagt auf die Geschichte der Space Shuttles, im Speziellen der Atlantis, welche hier seit 2013 ausgestellt wird.
Schon zu Beginn der 1990er-Jahre konnte im KSC ein Shuttle besichtigt werden. Es handelte sich jedoch nur um einen Nachbau, welcher ursprünglich wohl für eine Weltraummesse gesponsert von Pepsi gebaut wurde und daher leicht zerlegbar war. Die Ambassador blieb jedoch nur kurz in Florida, ehe sie nach Korea und Peru weitergereist sein soll. Der Verbleib des reisenden Modells ist leider unbekannt. Das Space Center orderte jedoch als Ersatz ein eigenes Modell, welches den Namen Explorer bekam. Hinzu kam 1997 ein ehemals für Strukturtests genutzter Außentank samt der beiden nachgebauten Feststoffraketen. Als nach dem Ende des Shuttle-Programms beschlossen wurde, der Atlantis hier eine neue Heimat zu bieten, wurde die Explorer ins Johnson Space Center in Houston verlegt.
Dort hatte ich sie 2017 jetzt als Independence besuchen können.
Der originale Test-Außentank wurde versteigert, der siegreiche Bieter zog sein Gebot jedoch zurück, nachdem er sich über den Transport des riesigen Tanks Gedanken gemacht hatte. So kam das Wings of Dreams Aviation Museum am Keystone Heights Airport zum Zuge, die den Tank zu Wasser nach Green Cove Springs transportierten. Dort gammelt er wohl seither im Hafen vor sich hin, da sich auch hier der verbliebene Transportweg über die Straße als kostspieliges Problem erwies, welches von dem kleinen Museum nicht gestemmt werden konnte. Der nun aufrecht platzierte Tank vor der neu errichteten Halle ist dagegen nur ein Nachbau und zeigt die Ausmaße der Konstruktion, noch bevor das eigentliche Shuttle daran montiert wurde.
Bei unserem Besuch war man mit Hubsteigern an einer Öffnung im oberen Teil zugange, unten kam eine Art "Abflussschlauch" heraus. Reinigung von Innen?
Über Rampen geht es im Inneren des Gebäudes zunächst eher unspektakulär nach oben.
Neben ein paar Wandbildern zum Shuttle-Programm...
bietet die große Glasfront einen guten Blick nach draußen auf die eben passierte Replik von Tank und Boostern.
Die gesamte Ausstellung ist natürlich jenen gewidmet, die das Shuttle-Programm von der Idee zur Umsetzung geführt haben.
Am Ende der Rampe empfing uns ein Mitarbeiter und erklärte, dass wir vor Erreichen der eigentlichen Ausstellung noch zwei kurze Filme sehen würden. Bis er uns zur ersten Pre-Show lassen könne, sollte es jedoch noch etwa sieben Minuten dauern. Diese Wartezeit überbrückte er mit einem kurzen Plausch, in dem er auch ein paar interessante Sidefacts zu den aktuellen Missionen der NASA beisteuerte. Behalten habe ich mir davon allerdings leider nichts.
Schließlich ging es zum ersten Pre-Show-Raum, welcher mit diversen Skizzen aus der Entwicklungszeit des Shuttles verziert ist.
Bildschirme zeigen dazu die Entstehungsgeschichte anhand von nachgespielten Meetings, welche die zahlreichen Probleme, Rückschläge und Lösungen verdeutlichen.
Im zweiten Raum wartet dann eine Rundum-Leinwand-Konstruktion auf die Besucher, welche zunächst einen Shuttle-Start und dann diverse spektakuläre Aufnahmen - teils real, teils computeranimiert - der Shuttles im Weltraum zeigt. Zum Finale schwebt dann das allererste Mini-Modell neben dem finalen Design in Form der Atlantis. Nachdem das Modell verschwunden ist und nur noch die Atlantis im Sternenhimmel verblieben ist, fährt plötzlich die Leinwand hoch und man realisiert, dass das Shuttle gar keine Projektion war. Denn zum Ende hin wird die Leinwand transparent und man blickt durch den projizierten Sternenhimmel hindurch auf die echte Atlantis!
Anschließend fährt die Leinwand selbst hoch, und man gelangt in die Halle. Mega cool gemacht, da war ich tatsächlich erstmal sprachlos.
In einem Winkel von 43,21° wurde der Orbiter mit offener Ladebucht und ausgefahrenem Canadarm im ersten Stock der Halle drapiert.
So können sämtliche Details des Shuttles bewundert werden. Seitlich von oben.
Ebenso wie seitlich von unten.
Nachdem ich 2015 quasi den Prototypen des Space Shuttles in New York besucht hatte (der in der "kleinen" Zelthalle nicht so schön überblickt werden kann),
stand ich nun unmittelbar neben jenem Shuttle, welches 2011 mit dem letzten Flug das Ende des Shuttle-Programms besiegelte.
Wie im damaligen Bericht erwähnt, war die Enterprise als erster Orbiter des Programms bei ihrem Rollout 1976 nicht raumflugfähig, da sie keinerlei Antrieb und auch noch kein funktionierendes Hitzeschild besaß. Nach einem umfangreichen Testprogramm - unter anderem mit Landetests nach dem Ausklinken vom Shuttle Carrier Aircraft, also der umgebauten Boeing 747 - sollte die Enterprise eigentlich zu einem vollwertigen Space Shuttle ausgebaut werden. Allerdings wurden bereits beim Bau des ersten echten Orbiters Columbia (Rollout 1979) Anpassungen an der Konstruktion vorgenommen, die einen entsprechenden Umbau der Enterprise deutlich aufwändiger gemacht hätten. Stattdessen kam die eigentlich nur für Strukturtests gedachte Challenger zum Zug, die ihren Rollout 1978 hatte und wesentlich einfacher umzubauen war - Rollout nach dem Umbau 1982. Dabei waren Rumpf und Flügel leichter und dennoch stabiler als bei der Columbia, ganz zu schweigen von weiteren Verbesserungen. Die Flotte vervollständigen sollten schließlich Discovery (Rollout 1983) und eben Atlantis (Rollout 1985). Letztere brauchte dank den Erfahrungen der ersten Orbiter nur etwa die Hälfte der Bauzeit der Columbia und war dabei über 3 Tonnen leichter als diese. Nach dem Verlust der Challenger 1986 wurde erneut überlegt, die Enterprise für den Raumflug aufzuarbeiten. Aber die Kosten wurden abermals als zu hoch eingestuft. Da man mit den beiden letzten Shuttles aber auch einige Ersatzteile bestellt hatte, wurden diese zum Bau eines komplett neuen Orbiters als Ersatz für die Challenger genutzt. Die abermals verbesserte Endeavour verließ die Produktionshallen 1991. Auch wenn sie auf den ersten Blick identisch aussahen, waren also alle fünf gebauten Space Shuttles in ihren Details verschieden. Mit dem Verlust der Columbia wurde schließlich das Ende des Shuttle-Programms beschlossen. 2011 sollte nach 134 Missionen Schluss sein, den letzten Flug sollte die Endeavour als jüngstes Mitglied der Flotte absolvieren.
Letztlich kam aber doch noch eine 135. Mission hinzu, welche eben von der Atlantis geflogen wurde.
Einfach faszinierend, wenn man bedenkt, dass dieses Gerät 33 Mal im Weltall war und man nun nur wenige Zentimeter davon entfernt steht.
Die Triebwerke sind allerdings nicht mehr echt. Tatsächlich sollen diese nämlich noch ein letztes Mal ins All fliegen.
Über die Jahre waren die Aerojet Rocketdyne RS-25 Triebwerke mehrfach modifiziert worden, zuletzt operierten sie standardmäßig mit 104,5% des ursprünglich festgelegten Schubs. In Tests wurden bis zu 111% erreicht. Als Ersatz für die Space Shuttles befanden sich mit Ares I und Ares V zwei Trägerraketen in Entwicklung, welche ursprünglich die Shuttle-Triebwerke für die zweite Stufe verwenden sollten. Hierzu wäre aber ein kostspieliger Umbau erforderlich gewesen, um die Antriebe auch während des Fluges starten zu können. Daher entschied man sich letztlich doch für andere Triebwerke und die verbliebenen 16 RS-25 wurden nach dem Ende des Shuttle-Programms (und der Einstellung der Ares-Entwicklung 2010) eingemottet. Stattdessen wurde mit dem Space Launch System eine auf der Ares V aufbauende Schwerlastrakete entwickelt, welche zahlreiche bestehende Komponenten in modifizierter Version kombiniert. Neben der vom Shuttle-Progamm abgeleiteten Feststoffbooster eben auch deren Haupttriebwerke, welche nach neuerlichen Modifikationen nun mit 109% ihres einstigen Schubs arbeiten sollen. Die alten Triebwerke - deren Langlebigkeit für einmalige Verwendung im SLS natürlich völlig unnötig ist - reichen für die ersten vier Starts. Für die weiteren Missionen wird die Produktion des RS-25 wieder aufgenommen, allerdings in einer abermals modifizierten Version mit noch mehr Schub und vereinfachter - ergo günstigerer - Technik.
Zwei der vier Triebwerke beim Jungfernflug mit Artemis 1 waren auch beim letzten Flug der Shuttle-Ära mit der Atlantis im Einsatz.
Übrigens hätte die Atlantis ein ähnliches Schicksal ereilen können wie die Columbia - und das schon 1988. Auch damals hatten sich Teile der Isolierung des rechten Boosters gelöst (bei der Columbia war es die Isolierung des Außentanks) und über 700 Kacheln des Hitzeschildes beschädigt. Eine Kachel fehlte sogar komplett. Glücklicherweise befand sich darunter eine Aluminiumplatte, an der eine der Antennen des Navigationslandesystems befestigt war. Die verhinderte wohl ein Durchbrennen und damit die Zerstörung des Shuttles beim Wiedereintritt wie 2003 bei der Columbia. Die zur Ermittlung des Schadens übertragenen Fotos waren offenbar von so schlechter Qualität, dass man die Schäden einfach nur für Schatten hielt.
Atlantis gilt damit als das Shuttle, welches mit der größten Beschädigung sicher zur Erde zurückkehrte.
Direkt nebendran kann auch das in der Pre-Show gezeigte originale Ur-Modell des Space Shuttles begutachtet werden.
Ein kleiner Überblick über die Speisekarte an Bord des Space Shuttles und der ISS.
Etwas Mobiliar.
So sah das im eingebauten Zustand auf der Independence aus.
Und ein nachgebautes Cockpit. Die Knöpfe auf der Mittelkonsole sind zwar nur Bilder, aber es gibt noch genügend Schalter zum Spielen.
Auch an der Rückwand (Steuerung zum Andocken an die ISS und Steuerung des Canadarms) kann man sich austoben.
Commander Leinen bereit zum Start.
Auch eine lebensgroße Nachbildung des Hubble-Weltraumteleskops hängt an der Decke.
Ebenso wie eine Miniatur-ISS, welche durchkrabbelt werden kann.
Allerdings hätte man dafür die Schuhe ausziehen müssen und wir waren uns nicht ganz sicher, ob Erwachsene da überhaupt zugelassen sind.
Leider, die Glasröhre am Ende hätte mich ja schon irgendwie gereizt.
Dann wird es langsam Zeit, sich auf die Landung vorzubereiten. Unerlässlich dabei ist der Blick auf den Geschwindigkeitsanzeiger. Dieser stammt aus der Endeavour.
Beim Wiedereintritt war das Shuttle ein antriebsloser Gleiter - gerne auch als fliegender Backstein bezeichnet. Um dennoch die gewünschte Landebahn zu treffen, mussten im richtigen Moment die Manövrierdüsen gezündet werden, um die Geschwindigkeit soweit zu reduzieren, dass das Shuttle in die Erdatmosphäre eindringen und zu Boden stürzen konnte. Gleichzeitig musste die Nase in einen Winkel von 40° zur Bewegungsrichtung gebracht werden, damit das Hitzeschild seine Arbeit verrichten konnte. Nun hätten die Tragflächen bei dichter werdender Atmosphäre allerdings Auftrieb erzeugt und das Shuttle wäre wieder gen Weltall entschwunden. Dies wurde durch eine seitliche Neigung des Orbiters gesteuert - mehr Neigung hieß weniger Auftrieb, schnelleres Sinken und damit auch schnelleres Abbremsen. Um dabei nicht vom Kurs abzukommen, musste natürlich die Richtung der Neigung immer wieder gewechselt werden, sodass das Shuttle quasi in S-Kurven zur Erde zurückkehrte. Das kann hier im Space Center nachempfunden werden, indem man über seitliche Rampen von links nach rechts und wieder zurück läuft.
Dieser Parcours führt dann zum 22° steilen Endanflug, der hier als Rutsche ins Erdgeschoss umgesetzt wurde.
Aber auch hier hätte man wieder die Schuhe ausziehen müssen, daher begnügten wir uns mit der Treppe.
Von unten kann der Hitzeschild der Atlantis nochmal genauer unter die Lupe genommen werden.
Während es bei den vorherigen Raumfahrtprogrammen wie Gemini, Mercury und Apollo üblich war, die Raketen und Raumkapseln zunächst bei unbemannten Flügen zu testen, gab es beim Space Shuttle erstmals eine Crew an Bord des Jungfernflugs - wenn auch reduziert auf die beiden Piloten. Natürlich gab es auch Einwände, Ingenieur Henry Pohl sah keinen Grund, Menschenleben aufs Spiel zu setzen, da die Technik für eine komplett automatisierte Landung ausgereicht hätte. Aber der bemannte Erstflug wurde letztlich doch als einfacher angesehen.
Und so startete STS-1 1981 mit Commander John Young und Pilot Robert Crippen zu einem zweitägigen Testflug ins All.
Neben den Anzügen der beiden werden auch Checklisten des Erstflugs ausgestellt. In diesem Fall offenbar jene für den Wiedereintritt.
Vom Jungfernflug zum Abschiedsflug. Die originalen Reifen des allerletzten Shuttle-Fluges können sogar berührt und gedreht werden.
Aufgrund der hohen Belastungen durften die Reifen nur für eine Landung genutzt werden! Lediglich jene am Bugfahrwerk konnten ein zweites Mal ins All.
Das Modell des Mate-Demate Device zum Verladen des Shuttles auf dem Carrier Aircraft ist hier deutlich detaillierter als jenes in Houston.
Hier das vergleichsweise stark vereinfachte Pendant aus dem Johnson Space Center.
Mit diesem in der Ladebucht montierten Adapter konnten geladene Module (beispielsweise des Spacelabs) mit dem Hauptdeck des Shuttles verbunden werden.
So konnte der unter Druck stehende Arbeitsbereich der Astronauten erweitert werden. Eine Luftschleuse für Außeneinsätze war natürlich auch verbaut.
Nebenan werden einige Einblicke in das Leben auf der ISS geboten.
Bevor man etwas ausscheiden kann, muss man aber bekanntlich erstmal etwas essen.
Nach dem Essen sollst du ruh'n...
Dieses Modell eines Moduls bietet eine große Leinwand an der Seite, auf der über einen Touchscreen verschiedene Erklärvideos abgespielt werden können.
Nicht zu vergessen sind natürlich die beiden Shuttle-Unglücke. Der diesen gewidmete Teil der Ausstellung heißt entsprechend Forever Remembered.
Den 14 an Bord von Challenger und Columbia verstorbenen Astronauten wird mit diversen persönlichen Gegenständen gedacht.
Dazu gibt es ein Fragment des Rumpfs der 1986 beim Start zerstörten Challenger,
sowie die Rahmen der Cockpitfenster der 2003 beim Wiedereintritt auseinandergebrochenen Columbia zu sehen. Echt ergreifend.
Doch zurück zu den erfreulicheren Seiten des Shuttle Programms. Mit diesem umgebauten Airstream Excella wurden ab STS-9 die Astronauten zur Startrampe gebracht.
Und auch wir begaben uns nun zur Startrampe. Der bereits 2007 eröffneten Shuttle Launch Experience, welche später in die Atlantis-Halle integriert wurde. Über eine große Rampe geht es hinauf, während auf diversen Bildschirmen zahlreiche Astronauten beschreiben, wie sie den Start des Space Shuttles erlebt haben. Oben angekommen mussten wir noch einige Minuten warten, ehe wir in den älteren Anbau zur Pre-Show vordringen konnten. Auf drei großen Leinwänden - unterstützt von zwei kleineren Bildschirmen, die an beweglichen Armen gelegentlich rauf und runter fahren - wird der Ablauf eines solchen Shuttle-Starts erläutert und wir auf die uns bevorstehende Simulation desselben vorbereitet. Schließlich werden die Besucher zu einem von vier Simulatoren gebracht, die mit jeweils 44 Sitzplätzen an diesem Morgen doch reichlich überdimensioniert wirkten. Haben alle Simulanten Platz genommen, beginnt die Fahrt damit, dass die Kabine - also das Shuttle - am External Tank montiert wird und sich entsprechend um vermeindliche 90° aufstellt. Auch wenn man wohl nie wirklich senkrecht steht, ist die Neigung des Simulators tatsächlich beachtlich. Mit dem Start der Triebwerke beginnen die Sitze dann heftig zu vibrieren und mithilfe von Luftkissen soll der Eindruck vermittelt werden, dass man in den Sitz gedrückt wird. Denn im Gegensatz zu Mission Space in der Disney World kann dieser Simulator leider keine echten G-Kräfte erzeugen. Es bleibt beim Aufstellen und dem - zugegeben wohl sehr realistischen - Vibrieren. Nein, so wirklich überzeugen konnte mich die Fahrt damit leider nicht. Auch wenn das Öffnen der Decke mit Blick auf die Erde aus dem All ein optisch gelungenes Finale bildet. Insgesamt vermittelt die Shuttle Launch Experience ein gutes Gefühl für die heftigen Vibrationen, denen die Astronauten bei einem Shuttle-Start ausgesetzt waren, die auftretenden Kräfte erlebt man jedoch eher bei Disney. Jetzt müsste man die beiden nur noch irgendwie kombinieren, dann hätte man wohl einen wirklich realistischen Simulator.
Im Ausgangsbereich kann man dann noch an verschiedenen Terminals versuchen, ein Shuttle an der ISS anzudocken oder einen Orbiter zu landen. Aber entweder hab ich die Anweisungen falsch verstanden, oder der Computer ist verdammt empfindlich. Obwohl ich - zumindest nach meiner Interpretation der Anzeigen - die Landebahn nahezu perfekt getroffen habe, bekam ich beim Aufsetzen jedes Mal nur einen Absturz angezeigt. Als Shuttle-Pilot tauge ich demnach wohl nicht, aber immerhin den Kran zur Montage des Orbiters auf dem External Tank konnte ich erfolgreich bedienen. Da waren die Toleranzen offensichtlich um einiges größer.
Nach über anderthalb Stunden wurde es jedoch schließlich Zeit, sich von der Atlantis zu verabschieden.
An der Halle vorbei gelangt man zu einer Outdoor-Veranstaltungsfläche und Tribünen für Besucher von Raketenstarts.
Also wenn der Weg nicht wegen Arbeiten am Tank-Booster-Modell gesperrt ist.
Wir mussten daher einmal ums Orbit Café herum. Vorbei am Kugelbrunnen, dessen 9 Tonnen schwere Granitkugel mit 88 Sternbildern versehen wurde.
Unser Ziel war das Space Mirror Memorial. Eine Gedenkstätte für alle Astronauten, die bei bemannten US-Raumfahrtmissionen oder dem Training für diese ums Leben kamen.
Prominenteste Vertreter sind natürlich die Crews von Challenger (Francis "Dick" Scobee, Michael J. Smith, Ellison S. Onizuka, Judith A. Resnik, Ronald E. McNair, S. Christa McAuliffe, Gregory B. Jarvis) und Columbia (Rick D. Husband, William C. McCool, Michael P. Anderson, David M. Brown, Kalpana Chawla, Laurel Clark Ilan Ramon), sowie die Besatzung der bei Bodentests in Brand geratenen Apollo 1 (Virgil "Gus" Grissom, Edward H. White II, Roger B. Chaffee). Hinzu kommen Theodore C. Freeman, Elliot M. See Jr und Charles A. Basset II, sowie Clifton C. Williams Jr, die mit ihren Northrop T-38 Talon Trainingsjets abstürzten.
Eine solche Maschine, die mindestens bis 2007 im Einsatz war, ist auch unweit des 1991 errichteten Denkmals aufgespiest.
Die weiteren Namen sind Michael J. Adams, der als Astronaut der Air Force mit dem raketengetriebenen Experimentalflugzeug X-15 bei einem Testflug abstürzte, Robert H. Lawrence Jr, der als Ausbildungspilot beim Absturz einer Lockheed F-104 Starfighter ums Leben kam, und M. L. "Sonny" Carter, der quasi auf Dienstreise bei einem zivilen Flugzeugabsturz starb - womit die Dienstreise bekanntlich beendet ist, das wird bei der NASA nicht anders sein als bei deutschen Behörden. 2020 wurde erstmals ein Astronaut eines privaten Raumfahrtunternehmens hinzugefügt, Michael T. Alsbury starb 2014 beim Absturz des für Virgin Galactic entwickelten SpaceShip Two "VSS Enterprise" auf einem Testflug.
Der 15 Meter breite und 13 Meter hohe Spiegel besteht aus 90 einzelnen Granit-Platten, aus denen die Namen der Astronauten herausgefräst und mit durchsichtigem Acrylglas ausgefüllt wurden. Die gesamte Konstruktion war drehbar und auch die vertikale Neigung konnte angepasst werden. Dem Sonnenstand folgend konnten die Namen so über Parabolspiegel an der Rückseite von den Sonnenstrahlen erleuchtet werden - für schlechtes Wetter hatte man mit einigen Flutlichtstrahlern vorgesorgt. Allerdings kam es 1997 zu einer Fehlfunktion, sodass der Spiegel gegen die Plattform stieß. Nach weiteren Störungen und Problemen entschied man sich schließlich dazu, auf eine kostspielige Erneuerung des Bewegungsapparats zu verzichten und den Spiegel in einer fixen Position zu belassen.
Statt der Sonne übernahmen dauerhaft die Strahler, inzwischen wurde die Beleuchtung auf LED-Technik umgebaut.
Anschließend begaben wir uns zum Boarding für die Busfahrt zum Apollo/Saturn V Center.
Wie gesagt leider ohne den propagierten Abstecher zu den Startrampen.
Aber zumindest eine Runde um das größte einstöckige Gebäude der Welt wurde geboten.
Das 160 Meter hohe Vehicle Assembly Building wurde 1965 fertiggestellt und diente dem Zusammenbau der Saturn V.
Anschließend wurden die vier Fertigungspositionen in der Halle zur Montage der Space Shuttles umgebaut. Um das Gebäude effizienter nutzen zu können, will man sich künftig aber nicht mehr auf ein konkretes Raumfahrzeug festlegen. Vielmehr sollen die Gerüste und Arbeitsbühnen möglichst modular aufgebaut sein, um ohne größere Anpassungen verschiedenste Raketen im VAB zusammensetzen zu können - aktuell eben das Space Launch System. Das Volumen von 3,66 Millionen Kubikmetern reicht laut Wikipedia-Liste für Platz 8 unter den größten Gebäuden der Welt. Geschlagen geben muss sich das VAB neben der Boeing-Fabrik in Everett unter anderem auch der Halle des Tropical Islands und dem Baudock 2 der Meyer Werft. Aufgrund ihrer Ausmaße hat die Halle angeblich sogar ihr eigenes Wetter. Bevor man dieses mit einer riesigen Klimaanlage in den Griff bekam, soll es innerhalb des VAB sogar zu Wolkenbildung und Regenfällen gekommen sein. Die US-amerikanische Flagge, welche 1976 als größte Darstellung einer Flagge der Vereinigten Staaten an der Seite des Gebäudes aufgemalt wurde, misst fast 64 Meter in der Höhe und 33,5 Meter in der Breite. Jeder der rot-weißen Streifen wäre mit seinen 2,6 Metern breit genug, um als Fahrspur für den Bus dienen zu können. Die vier riesigen Hallentore gelten als die größten Türen der Welt.
Zum Vergleich: Mit 139 Metern sind sie genauso hoch wie Kingda Ka!
Der untere, 35 Meter hohe Teil ist jeweils 46 Meter breit und öffnet wie ein gewöhnliches Tor zur Seite. Darüber verkleinert sich die Öffnung auf 23 Meter - womit die maximalen Ausmaße des Space Shuttles (und künftiger Raketen) vorgegeben waren. Die sieben Paneele, welche diesen Teil verschließen, fahren ganz nach oben und können einzeln bewegt werden - man kann also auch mal nur das oberste Element oder ein beliebiges in der Mitte öffnen. Die komplette Öffnung - oder Schließung - benötigt ganze 45 Minuten.
Wir hatten Glück, das Tor zu High Bay 1 war zum Teil offen. Genau dort wurde (unter anderem) Apollo 11 zusammengesetzt!
Während der Shuttle-Äre dienten nur High Bay 1 und die benachbarte High Bay 3 der Montage, die High Bays 2 und 4 auf der anderen Seite des Gebäudes dienten nur der Vorbereitung und Tests der Booster und Tanks. Für das Space Launch System wird aktuell nur HB 3 (mit HB 4 für Nebentätigkeiten) genutzt. HB 2 hatte man an Northrop Grumman vermietet, deren Entwicklung der Omega-Trägerrakete wurde allerdings Ende 2020 eingestellt. HB 1 befindet sich wohl noch in Shuttle-Ausstattung und dient offenbar primär als Lagerfläche. Unter anderem für die durch das Tor erkennbare Mobile Launcher Platform 1. Raketen und Shuttles wurden und werden im VAB direkt auf der Plattform errichtet und dann mitsamt dieser zur Startrampe gefahren. Auf MLP 1 starteten unter anderem Apollo 13 und der Jungfernflug des Space Shuttles. Außerdem kam diese Plattform beim einzigen Testflug der Ares I zum Einsatz, wobei sie wohl größere Beschädigungen erlitt und fortan nur noch als Ersatzteilspender diente. Erst 2021 kam MLP 1 wieder zum Einsatz. Mit einem Betongewicht sollten die Belastungen des Space Launch Systems auf den Crawlerway, also den Schotterweg zu den Startrampen, simuliert werden. So sollte geprüft werden, wo und wie der Crawlerway für die neue Schwerlastrakete modifiziert werden musste. Auch künftig soll die in High Bay 1 geparkte Plattform wohl für solche Tests genutzt werden.
Aber die Plattform fährt natürlich nicht selbst. Hierzu bedarf es eines Crawler Transporters.
Das 40 Meter lange und 35 Meter breite Gefährt wiegt stolze 2.700 Tonnen und verfügt über zwei 16-Zylinder-Dieselmotoren, welche unter anderem die 16 Fahrmotoren mit Strom versorgen. Unterstützt von einem Laser-Messsystem kann die Höhe an jeder Ecke unabhängig voneinander variiert werden, um die aufgesetzte Startplattform mitsamt der Rakete auf dem Weg zu den 5,5 bzw. 6,8 Kilometer entfernten Startrampen jederzeit in Waage zu halten. Bei einem Verbrauch von fast 300 Litern pro Kilometer erreichen die Transporter eine Höchstgeschwindigkeit von 1 mph (rund 1,6 km/h). Also beim Transport einer Rakete, leer sind sie natürlich deutlich schneller. Um genau zu sein doppelt so schnell, nämlich 2 mph (rund 3,2 km/h). Der hier zu sehende CT-1 war ebenfalls an Northrop Grumman vermietet, CT-2 wurde für das Space Launch System weiter modifiziert und hat dabei noch etwas Gewicht zugesetzt. Mit nun knapp über 3.000 Tonnen wurde er vom Guinness Buch zum schwersten Landfahrzeug mit Eigenantrieb gekürt - die bekannten Schaufelradbagger, die beispielsweise beim Kohleabbau zum Einsatz kommen, sind zwar deutlich schwerer, benötigen aber eine externe Stromversorgung. Inoffiziell heißen die beiden Raupenfahrzeuge Hans und Franz. Mit den Brüsten von der Klum hat die Benennung allerdings nichts zu tun, die Namen wurden vom wiederkehrenden Saturday-Night-Live-Sketch "Pumping Up with Hans & Franz" abgeleitet. Das Bild zeigt Hans, Franz war gerade mit Artemis 1 auf der Startrampe.
Die beiden nebenstehenden Hangars hat Boeing 2014 für ihre X-37B übernommen.
Dieser Raumgleiter ähnelt dem Shuttle, allerdings im "Mini"-Format. Außerdem soll es unbemannt operieren. Ursprünglich hätte die X-37 in der Ladebucht des großen Bruders ins All gelangen sollen, im Verlauf der Entwicklung schwenkte man dann auf eine Trägerrakete vom Typ Atlas V um. Inzwischen wurde auch schon ein Testflug mit der Falcon 9 durchgeführt. Zuletzt landete eine X-37 im November 2022 im Kennedy Space Center - nach über 908 Tagen im All.
Im Launch Control Center werden die Pre-Launch-Checks durchgeführt und der Abschuss eingeleitet. Sobald die Startrampe verlassen wurde, übernimmt Mission Control (für die NASA üblicherweise in Houston).
Schließlich erreichten wir das knapp 10 Kilometer nordöstlich des eigentlichen Visitor Complex gelegene Apollo/Saturn V Center, quasi auf der anderen Straßenseite der Shuttle Landing Facility - also der 4.572 Meter langen Ladebahn des Kennedy Space Centers, welche 1976 eben primär für Landungen des Space Shuttles in Betrieb genommen wurde - und daher auf ihrer gesamten Länge einen Höhenunterschied von gerade einmal 3 Metern besitzt. Der Haupteingang des Apollo/Saturn V Center führt über eine Pre-Show, zu deren Einlass wir etwa 10 Minuten warten mussten. Wer sich die Zeit sparen wollte, konnte die Pre-Show aber auch über die Hintertür umgehen. Wie der Name schon sagt, befasst sich diese Ausstellung vorwiegend mit den Apollo-Missionen und der Saturn V. Entsprechend bringt ein kurzer Film die Besucher ins Jahr 1968 zurück und sorgt für einen gewissen Kontext zu den Ereignissen, welche das Apollo-Programm ins Rollen brachten.
Anschließend geht es in einen nachgebauten Firing Room des LCC aus der Apollo-Zeit - wobei der echte neun statt vier Reihen hatte.
Originalaufnahmen und aufleuchtende Konsolen vermitteln den Eindruck, beim Launch von Apollo 8 live dabei zu ein.
Und dann gelangt man in die große Halle mit der gewaltigen Saturn V Rakete.
Im Gegensatz zu Houston kann man hier auch unter der Rakete her laufen.
Dafür ist die hiesige erste Stufe nur ein flugunfähiges Testmodell.
In Houston stammt jede der drei Stufen von einer der drei abgesagten Apollo-Missionen. Stufe 1 ist von SA-514, die zweite von SA-515 und die dritte von SA-513.
Dafür sind die zweite und dritte Stufe hier in Florida von der selben Rakete, nämlich SA-514.
Diese habe ich nun also - aufgeteilt auf zwei Standorte - komplett gesehen.
Ein unwesentlich kleineres Modell zeigt die Innereien einer solchen Saturn V.
Ähnlich wie in Houston werden entlang der Halle die Logos der Apollo-Missionen präsentiert.
Auch ein Blick in ein echtes Command Module ist möglich. Es handelt sich um das Command and Service Module CSM-119.
Es wurde für eine mögliche Rettungsmission während des Skylab-Programms vorgehalten und diente als Backup für das Apollo-Soyuz Test Project.
Über den Köpfen der Besucher hängt ein übergroßer Flugplan von Apollo 7 inklusive des dort erstmals genutzten Space Pens.
Der Kugelschreiber nutzt eine unter Druck stehende Spezialtinte, womit er auch entgegen der Schwerkraft, auf nassen oder fettigen Untergründen, ja sogar unter Wasser - oder eben in der Schwerelosigkeit - funktioniert. Es wurde oftmals behauptet, die NASA habe einen Millionenbetrag in die Entwicklung dieses Stifts gesteckt, während die Sowjetunion einfach günstige Bleistifte verwendete. Aber obwohl letztere in einem Raumschiff durchaus problematisch sein können, hatte man auch in den USA für das Gemini-Programm Bleistifte bestellt - zu einem Stückpreis von angeblich 128 Dollar. Der AG-7 (Anti Gravity) Kugelschreiber wurde dagegen rein privat finanziert und wurde von Paul C. Fisher entwickelt. Die NASA musste tatsächlich erst mit intensiven Tests vom Space Pen überzeugt werden, setzte ihn dann aber eben ab Apollo 7 bei bisher jeder bemannten Mission ein.
Von der Vergangenheit zurück in die Zukunft. Durch eine Tür gelangt man nach draußen, wo Tribünen den Blick auf die Startrampen ermöglichen.
Rechts Launch Complex 39A, welcher seit 2014 für 20 Jahre exklusiv an SpaceX vermietet ist.
Der erste Start von dieser Startrampe war die unbemannte Apollo 4 im November 1967, gefolgt von Apollo 6. Ab Apollo 8 wurden alle bemannten Apollo-Missionen mit Ausnahme von Apollo 10 von dort gestartet - also auch Apollo 11. Ab 1979 wurde LC-39A für das Space Shuttle genutzt, sowohl der Jungfernflug als auch der finale Shuttle-Flug der Atlantis hoben von dort ab. 2017 startete dann die erste Falcon 9 von SpaceX, 2018 folgte der Jungfernflug der Falcon Heavy. Aktuell wird - neben der weiter in Betrieb befindlichen Abschussrampe für die Falcon-Raketen (der kleinere Turm) - eine neue Abschussrampe (LC-49, der größere Turm neben dem Kran) für die in Entwicklung befindliche Schwerlastrakete Starship errichtet. Also jene Rakete, die bei ihrem Erstflug im April 2023 (allerdings gestartet von der Starbase in Texas) ins Taumeln geriet und gesprengt werden musste - und dennoch den Rekord für die größte und stärkste Rakete der Welt übernahm. Das Gebäude am rechten Bildrand, welches direkt auf dem ehemaligen Crawlerway errichtet wurde, ist die Horizontal Integration Facility, also quasi das Pendant des VAB für die Falcon-Raketen - bloß dass die Raketen hier liegend (sprich horizontal) zusammengebaut und erst auf der Startrampe aufgerichtet werden.
Und links haben wir entsprechend Launch Complex 39B, wo Artemis 1 gerade auf ihren nächsten Starttermin wartete.
Die schon angesprochene Apollo 10 war 1969 die erste von dort gestartete Mission - und die einzige dort abgeschossene Saturn V. Ab 1972 wurde LC-39B nur noch für Starts der Sarturn IB im Rahmen von Skylab und dem Apollo-Soyuz Test Project genutzt. Auch diese Startrampe wurde anschließend für das Space Shuttle genutzt, wobei ausgerechnet der im Desaster geendete Start der Challenger der erste von LC-39B war. Der letzte Shuttle-Start erfolgte 2006, 2008 und 2009 parkte die Endeavour aber nochmal dort, falls eine Rettungsmission für STS-125 nötig gewesen wäre. Beide Male war dies nicht nötig (2008, weil die Mission eben um ein Jahr verschoben werden musste), sodass die Endeavour für ihre eigentlichen Missionen STS-126 bzw. STS-127 zum Launch Complex 39A umgesetzt werden konnte. Anschließend wurde LC-39B für die Ares I modifiziert, mit dem ersten und einzigen Testflug Ende 2009. Inzwischen wurde die Startrampe von den festen Aufbauten befreit, womit man erstmals seit der Apollo-Zeit eine "saubere Plattform" hat, womit die Startrampe theoretisch von den unterschiedlichsten Raketentypen genutzt werden könnte. Benötigte Service-Einrichtungen müssten dann eben auf der Mobile Launcher Platform installiert werden. Aktuell ist aber nicht absehbar, dass neben dem Space Launch System noch andere Raketen LC-39B nutzen werden. Außerdem wurde 2015 - ähnlich wie jetzt bei SpaceX fürs Starship - ein zusätzlicher Startplatz für kleinere Raketen errichtet, welcher als LC-39C zur kommerziellen Nutzung freigegeben werden sollte. Da es sich aber im Grunde nur um eine nackte Betonfläche handelt und die restliche Infrastruktur vom Nutzer mitgebracht werden müsste, wurde davon bis heute wohl keinerlei Gebrauch gemacht.
Abgesehen von SpaceX am LC-39A nutzen alle kommerziellen Raumfahrtprojekte die Startrampen der direkt südlich angrenzenden Cape Canaveral Space Force Station. Das Gelände wurde 1948 von der Air Force in Betrieb genommen, der erste Raketenabschuss erfolgte 1950. Über die Jahre entstanden diverse Startrampen entlang der Küste, von denen aus unter anderem der erste bemannte Raumflug der USA gestartet wurde. Nachdem im Rahmen des Apollo-Programms bereits die ersten Rampen extra für die NASA errichtet worden waren, folgte mit dem Launch Complex 39 schließlich ein eigener, separater Weltraumbahnhof der NASA direkt nördlich der Air Force Station, eben das heutige Kennedy Space Center. In den ersten Planungen waren übrigens sogar vier Startplätze für die Saturn V angedacht, mit der Option auf einen fünften in einer späteren Erweiterung. Damals ging man aber auch davon aus, pro Mission gleich zwei Raketen unmittelbar nacheinander zu starten - eine mit der Crew und eine zweite mit dem benötigten Equipment. Nachdem aus Kostengründen alles in einer einzelnen Rakete untergebracht werden musste, hatte man zum Baubeginn bereits auf drei Startplätze reduziert - erkennbar daran, dass LC-39A entsprechend der bis dahin üblichen Nummerierung von Nord nach Süd ursprünglich als LC-39C bezeichnet wurde. Gebaut wurden am Ende dann nur zwei und der südliche Startplatz bekam das übrig gebliebene A statt des C.
Aber zurück zum Space Launch System auf LC-39B. Die neue Schwerlastrakete der NASA kombiniert wie schon erwähnt diverse Elemente anderer Raketen und des Space Shuttles. Die erste Stufe entspricht quasi dem externen Tank des Shuttles und neben den bereits erwähnten Haupttriebwerken wurden auch die Feststoffbooster vom Shuttle entlehnt - allerdings um ein Segment vergrößert. Die zweite Stufe wurde dagegen von der Delta IV übernommen und entsprechend angepasst. Diese Recycling-Variante wird als Block 1 bezeichnet, eine stärkere Oberstufe soll später als Block 1B eine größere Nutzlast ermöglichen. Im letzten Schritt sollen dann für Block 2 komplett neu entwickelte Booster die Nutzlast maximieren und damit auch Missionen zum Mars ermöglichen. Ob die Weiterentwicklungen aber je umgesetzt werden, steht noch in den Sternen. Der Erstflug des SLS hätte eigentlich schon am 29. August gestartet sein sollen. Ein fehlerhafter Sensor hatte aber eine Überhitzung eines der Triebwerke angezeigt, außerdem gab es weitere technische Unzulänglichkeiten. Der zweite Starttermin war der 3. September, also der Tag unserer Anreise. Ich hatte daher eine minimale Hoffnung, dass wir den Start vielleicht sogar aus dem Flugzeug heraus sehen könnten, die Startzeit wäre allerdings erst nach unserer Landung gewesen. Aber auch dieser Termin wurde wegen eines Lecks in der Treibstoffzuleitung abgesagt. Und so stand Artemis 1 bei unserem Besuch noch immer auf der Startrampe, mit dem nächstmöglichen Starttermin am 27. September, der wiederum aufgrund des nahenden Hurrikans Ian verschoben werden musste. Um Sturmschäden zu vermeiden, wurde Artemis 1 am Abend zuvor ins VAB zurückgebracht. Anfang November rollte die Rakete dann wieder zur Startrampe, sah sich mit Nicole aber schon dem nächsten Sturm ausgesetzt. Diesmal verzichtete man auf den Rückzug ins VAB, da die erwarteten Windgeschwindigkeiten innerhalb der Toleranzen liegen sollten und weitere Transporte (im Zuge von Tests hatte man den Aufbau bereits mehrfach zwischen VAB und Rampe transferiert) der Rakete womöglich mehr geschadet hätten als der Sturm. Nachdem die leichten Beschädigungen durch den letztlich doch stärker als vorhergesagten Hurrikan Nicole repariert waren, konnte Artemis 1 schließlich am 16. November 2022 erfolgreich zum Jungfernflug des SLS abheben, die Rückkehr der Orion-Kapsel erfolgte am 11. Dezember. Der nächste Start - diesmal bemannt - ist für November 2024 angesetzt, 2025 soll dann mit Artemis 3 erstmals seit Apollo 17 im Jahr 1972 wieder eine Mondlandung stattfinden. Viel Zeit zum Bewundern der Rakete blieb leider nicht, da wir nach kurzer Zeit gebeten wurden, den Außenbereich zu verlassen. Man hatte Angst, dass beim anstehenden Grünschnitt mit Freischneidern Steinchen aufgewirbelt und auf die Besucher geschleudert werden könnten.
Zurück in der Halle gibt es ein originales Apollo Lunar Module - bzw. Lunar Excursion Module - zu bestaunen.
Verdanken können wir das dem Lunar Roving Vehicle.
Denn die Mondlandefähre LM-9 hätte eigentlich mit Apollo 15 zum Mond fliegen sollen. Doch nachdem das Apollo-Programm um drei Missionen gekürzt wurde, wurde auch der Einsatz des Mond-Rovers um eine Mission vorgezogen. Dessen Transport erforderte jedoch den Einsatz eines verbesserten Lunar Modules, welches auch längere Aufenthalte auf der Mondoberfläche erlaubte. LM-9 blieb daher ungenutzt und konnte im Kennedy Space Center ausgestellt werden. Zunächst an der Decke hängend, ließ man die Fähre zum 50. Jubiläum der ersten Mondlandung 2019 inmitten der Halle in einem kleinen Diorama landen, wo sie sicherlich deutlich besser zur Geltung kommt. Vom Lunar Roving Vehicle wurden dagegen - neben verschiedenen Test- und Trainingseinheiten - vier Stück gebaut, von denen eben drei mit Apollo 15, 16 und 17 zum Mond flogen und dort verblieben. Der hier ausgestellte vierte Rover diente laut englischer Wikipedia angeblich als Ersatzteilspender für die anderen drei. Sinniger finde ich da die gegenteilige Beschreibung des National Air and Space Museums (welches LRV-4 wohl ans Kennedy Space Center ausgeliehen hat), wonach es sich auch hierbei um ein nicht einsatzfähiges Ausstellungsstück handelt, welches überwiegend aus übrig gebliebenen Ersatzteilen der drei Originalrover gebaut wurde.
Bevor das Mondauto fertig war, musste man sich bei Apollo 14 mit einer Handkarre behelfen, dem Mobile Equipment Transporter.
Das Cockpit der Mondlandefähre ist wiederum nur ein - abseits des echten Lunar Modules befindliches - Modell.
Am Ende der Halle weist die gigantische Spitze eines Launch Umbilical Towers (LUT) den Weg zu einer Ausstellung, die der Crew von Apollo 1 gedenkt.
Der im Original stolze 120 Meter hohe Turm war einst Teil des Mobile Launchers und versorgte über 9 Ausleger die Saturn V mit Treibstoff, Sauerstoff, Strom und allem, was die Rakete sonst noch zum Starten brauchte. Und natürlich dienten die Ausleger auch dem Zugang für Techniker, sowie natürlich für die Astronauten. Vier der Arme wurden kurz vor dem Launch beiseite geschwenkt, die übrigen fünf blieben bis zum Start verbunden und wurden erst mit dem Abheben verschwenkt.
Untendrunter parkt der Astrovan, mit dem die Apollo-Astronauten zur Startrampe gefahren wurden.
Die angesprochene Ausstellung zeigt neben persönlichen Gegenständen der Crew von Apollo 1 auch die dreiteilige Luke, die ihnen zum Verhängnis wurde.
Also genau genommen gab es eine innere und eine äußere Luke, welche während des Launchs von einer zusätzlichen Abdeckung geschützt werden sollten.
Am 27. Januar 1967 bestiegen Edward H. White, Virgil I. Grissom und Roger B. Chaffee das Command Module, mit welchem sie im Folgemonat zum ersten bemannten Flug des Apollo-Programms starten sollten, zu einem vermeintlich ungefährlichen Routinetest. Nach mehreren Stunden meldeten sie um 18:31 Uhr jedoch Feuer in der Kapsel - die genaue Brandursache konnte nie zweifelsfrei ermittelt werden. Um den Mehrverbrauch an Sauerstoff durch das Feuer auszugleichen, erhöhte das Lebenserhaltungssystem die Sauerstoffzufuhr. Zusammen mit den entstandenen Verbrennungsgasen führte dies zu einem schnellen Anstieg des Drucks in der Kapsel, sodass die innere Luke nicht mehr geöffnet werden konnte - sie hätte nach innen abgenommen werden müssen, was die Astronauten gegen den Druck nicht mehr schafften.
In der Folge wurde unter anderem eine neue, einteilige Luke entwickelt, welche sich über einen einfachen Hebelmechanismus schnell nach außen hin öffnen ließ.
Durch einen Nebelvorhang mit dem Logo von Apollo 1 verlässt man die Ausstellung wieder. Der Weg führt dabei über einen Teil des Auslegers, den dereinst unter anderem die Astronauten von Apollo 11 passierten, um zu ihrem Raumschiff zu gelangen. Der gesamte Ausleger mitsamt White Room - also einer kleinen Kammer, in der die letzten Vorbereitungen getroffen wurden und von der aus die Raumkapsel bestiegen wurde - war zunächst im Rocket Garden ausgestellt. Für die Halle war er mit seinen 21 Metern allerdings zu lang, sodass hier 2017 nur der vordere Teil mit einem - den Bildern nach - neuen White-Room-Imitat einzog (auf dem obigen LUT-Bild links vom Astrovan zu erahnen). Ein zweiter Teil wurde 2018 im Souvenirshop installiert.
Aus besagtem White Room bietet sich abernals ein Blick durch die offene Luke ins Command Module.
Dieses Exemplar steht direkt vor dem Zugang zum Lunar Theater, dessen Wartebereich die Besucher als 60er-Jahre Wohnzimmer auf eine Zeitreise mitnimmt.
Im Theater selbst findet sich eine überschaubare Bühne mit zwei Bildschirmen links und rechts. Diese zeigen mit Originalaufnahmen die letzten Minuten vor der Landung von Apollo 11 auf dem Mond. Zusammen mit einer - vermutlich leicht dramatisierten - Erklärung aller Probleme und Störungen, denen sich die Astronauten an Bord der Mondlandefähre ausgesetzt sahen, schwebt dabei ein Modell einer solchen Fähre auf die Bühne herab und landet. Hinzu kommt eine große Leinwand direkt daneben, welche Neil Armstrong beim Verlassen des Gefährts mit seinem berühmten Spruch zeigt. In der Zwischenzeit wird die Dunkelheit genutzt, um eine Astronautenfigur und eine amerikanische Flagge aus dem Boden der Bühne emporfahren zu lassen. Es folgen weitere Aufnahmen auch von den späteren Mondmissionen und schließlich wird der gesamte Hintergrund mit Sternen, Erde, Mars, ISS und Galaxien illuminiert, während einige Kinder darüber berichten, wie gerne sie Astronaut oder Raketenwissenschaftler werden möchten. Hier und da etwas langatmig, aber der Mondlandungs-Teil der Show ist schon ziemlich gut umgesetzt. Im Ausgang des Theaters sind dann zahlreiche originale Artefakte ausgestellt. Werkzeuge, Raumanzüge - darunter jener von Alan Shepard mit original Mondstaub übersät...
und das Command Module Kitty Hawk, welches Apollo 14 zum Mond brachte und dem man die enorme Belastung beim Wiedereintritt ansehen kann.
Nach etwas mehr als einer Stunde verließen wie das Saturn V Center und fuhren - diesmal auf direktem Wege am VAB vorbei - zurück zum eigentlichen Visitor Complex.
Hier nochmal schön die Atlantis-Halle von hinten, im linken Teil mit dem NASA-Logo ist die Shuttle Launch Experience untergebracht.
Im Orbit Cafe gönnten wir uns nach dem Besuch des Monds eine kleine Stärkung, bevor wir uns auf die Reise zum Mars begaben.
Die Ausstellung Journey to Mars besteht vor allem aus interaktiven Konsolen, an denen Docking-Manöver oder eben die Landung auf dem Mars geübt werden können. Mein Highlight war die ebenfalls interaktive Leinwand, auf der die per Kopfdruck ausgewählten Gefahren, welche der Menschheit auf dem Weg zum Mars begegnen, mit recht witzigen Illustrationen verdeutlicht werden. Wir kamen auch ziemlich passend zum Beginn der Live-Show. Die war zwar auch schön gemacht, aber so langsam setzte mein Hirn ob der Reizüberflutung aus. Viel blieb bei mir nicht mehr hängen. Daneben finden sich noch Modelle der verschiedenen Rover, welche bisher die Marsoberfläche erkundet haben.
Dem kleinen Sojourner, der 1997 als erster auf dem roten Planeten landete, folgten 2004 die Zwillinge Spirit und Opportunity.
Weiter ging es 2012 mit Curiosity (ohne Bild), und auch der 2021 gelandete Perseverance Rover ist ausgestellt.
Das Space Exploration Vehicle für bemannte Marsmissionen befindet sich dagegen noch in Entwicklung.
In Houston hatten wir eines der beiden Testmodelle bewundern dürfen. Und zwar jenes, welches 2009 in der Parade zur Amtseinführung Obamas mitfuhr.
Weiter ging es zur 15-Uhr-Vorstellung im IMAX. Da müsste der Film Journey to Space aus dem Jahr 2015 gelaufen sein.
Anstelle des zweiten Kinosaals eröffnete 2021 mit Planet Play eine große Spiel- und Kletterlandschaft, bei der man quer durch die Milchstraße toben kann.
Und in der anderen Ecke des Gebäudes gibt es seit 2022 eine Ausstellung zur Lego-Miniserie Build to Launch - wobei das jetzt offensichtlich kein Lego-Modell ist.
Ebenfalls 2022 eröffnet wurde das nagelneue Gebäude mit dem Namen Gateway: The Deep Space Launch Complex.
Die kleinen, schwarzen Schildchen ganz links im Bild drehen sich übrigens, und zeigen so die Position verschiedener Planeten, Satelliten und der ISS.
Innen widmet man sich der Raumfahrt von morgen, welche nicht erst mit Artemis 1 begann, aber natürlich deutlich tiefer ins All vordringen soll.
Die NASA entwickelte dazu eben das Space Launch System, welches hier im Modell ausgestellt ist.
Auch ein Anschauungsmodell des RL10-Triebwerks der Oberstufe kann bewundert werden.
2002 startete erstmals eine Delta IV von Boeing. Mit zwei zusätzlichen Erststufen links und rechts wurde sie zur Delta IV Heavy erweitert.
Eine solche brachte Orion CM-001 im Jahr 2014 zum ersten Testflug ins All.
Lockheed Martin startete in Konkurrenz dazu ebenfalls 2002 erstmals die Atlas V.
Beide Raketen sind aber schon wieder weitestgehend Schnee von gestern, nachdem sich beide Unternehmen 2006 zur United Launch Alliance zusammengeschlossen hatten. Dank eines Quasi-Monopols konzentrierte man sich vorwiegend auf Regierungsaufträge, für kommerzielle Einsätze waren die Raketen schlicht zu teuer. Inzwischen muss man sich aber auch auf diesem Gebiet mit SpaceX messen. Die Atlas V hat zudem das Problem, dass ihre Hauptstufe in Russland entwickelte Triebwerken nutzt, weshalb sie seit 2022 nicht mehr für Aufträge des US-Militärs genutzt werden darf. 18 Starts sind bis zum Ende des Jahrzehnts allerdings noch geplant.
Darunter auch der auf unbestimmte Zeit verschobene, bemannte Testflug und die ersten 6 richtigen Einsätze des Boeing Starliners.
In einem Simulator kann man versuchen, die Boeing-Kapsel an der ISS anzudocken. Beim ersten Versuch war ich zu schnell, beim zweiten zu vorsichtig.
Die Delta IV Heavy soll ihren letzten Einsatz dagegen bereits 2024 haben. Ziel des Joint Ventures war aber auch die Kosteneinsparung durch eine gemeinsame Entwicklung und Produktion einer Nachfolgerakte. Diese wird auf Delta IV und Atlas V aufbauen und somit größtenteils Techniken ihrer Vorgänger übernehmen und kombinieren. Der Erstflug war zunächst angesetzt für 2019, musste aber mehrfach verschoben werden. Aus Mai und Juni wurde zuletzt Ende 2023.
Ein konkretes Datum für den Jungfernflug der Vulcan gibt es aktuell nicht.
SpaceX ist ebenfalls vertreten. Mit Dragon C102, welche 2012 als erstes kommerzielles Raumfahrzeug Fracht zur ISS lieferte.
Der an der Decke hängende Booster mit der Nummer B1023 war sogar schon zweimal im All. Einmal als Erststufe einer Falcon 9 im Jahr 2019.
Und erneut 2018 als Seitenbooster beim Erstflug der Falcon Heavy, welche den Tesla Roadster im All absetzte. Mehr als zwei Einsätze traute man dieser Version nicht zu.
Nur die teuren Gitterflossen wurden weiter genutzt, hier sind Attrappen montiert. Die aktuellen Booster sind schon für 15 Einsätze zertifiziert, Erhöhung in Arbeit.
Der Dream Chaser von Sierra Space - als reine Frachtversion - soll im ersten Quartal 2024 mit einer Vulcan zum Erstflug starten.
Quasi als Anhänger des Dream Chaser soll der Shooting Star dessen Frachtkapazität erhöhen.
Mithilfe des aufblasbaren Large Integrated Flexible Environment (LIFE) Habitat soll eine kostengünstige Raumstation für Handel, Forschung und Tourismus entstehen.
Also ähnlich wie das Bigelow Expandable Activity Module, welches 2016 an der ISS angekoppelt wurde. Nur deutlich größer.
Das klassisch aufgebaute Deep Space Habitat von Lockheed Martin kann man sich auch von innen ansehen.
Im Obergeschoss kann man sich dann noch nit dem 2021 gestarteten James-Webb-Weltraumteleskob befassen, oder sich direkt zum Spaceport KSC begeben. Auf dem Weltraumflughafen der Zukunft stehen vier verschiedene Destinationen zur Auswahl, wir hatten unsere Bordkarten für die Reise zu den - soweit ich mich erinnere - Daring Explorers bereits am Aufgang von einem Mitarbeiter erhalten. Ansonsten stehen noch Red Planet, Cosmic Wonders und Uncharted Worlds zur Auswahl. Als neueste Attraktion des Space Centers war der Wartebereich hier recht gut gefüllt und wir mussten rund 20 Minuten warten, bis wir zu unserem Gate vorrücken konnten. Von dort geht es dann zum Raumschiff, welches auf zwei Etagen je 20 Sitze in einer langen Reihe bietet. Die Gepäckablage befindet sich dahinter, oberhalb der Rückenlehnen. Haben alle Platz genommen, öffnet sich das Tor und die Sitze werden nach vorne in die Leinwand geschoben, es handelt sich nämlich um ein Flying Theater. Genauer gesagt ein MX4D Flying EFX Theater von MediaMation, welches mich jedoch nicht wirklich überzeugen konnte. Die Viererbänke sind in der seitlichen Rollbewegung auf jeweils gut 5° beschränkt, nach vorne und hinten sind es immerhin etwas über 13°. Das erschien mir alles doch etwas mager, und der Film war jetzt auch nicht unbedingt der Megakracher. Aber immerhin gibt es für Wiederholungsbesucher - oder für besonders leere Tage - die Möglichkeit, verschieden Filme zu sehen. Bei weniger Andrang hätte ich mir womöglich sogar noch mindestens einen weiteren zum Vergleich angetan. So beließen wir es bei dem einen Flug und verließen den Gateway-Komplex wieder, denn neben dem Rocket Garden stand noch eine letzte Ausstellungshalle aus.
Allerdings war in der Zwischenzeit ein kräftiges Gewitter aufgezogen, weshalb wir zunächst in der Tür innehielten. Ich wagte mich dann wenig später alleine in die Fluten.
Wie schon gesagt, war die Delta II im Jahr 2021 die bislang letzte Ergänzung im Rocket Garden. Daneben streckt sich eine Saturn 1B, der Vorgänger der Saturn V.
Die SA-209 war mit dem im Saturn V Center gesehenen CSM-119 für die glücklicherweise nicht benötigte Skylab-Rettungsmission gedacht.
Von Links nach Rechts: Gemini-Titan II, Atlas-Agena, Mercury-Atlas, Juno II, Delta, Juno I.
Im obigen Bild von der Juno II verdeckt, steht neben der Mercury-Atlas auch noch eine Mercury-Redstone.
Außerdem kann man sich in Nachbauten von Mercury-, Gemini- und Apollo-Kapseln quetschen, worauf ich angesichts des Regens und des damit einhergehenden Wassers auf den Sitzflächen - und auch aufgrund der Enge - aber dankend verzichtete. Ein früher Prototyp des F1-Triebwerks der Saturn V ist ebenfalls ausgestellt. Bei meinem eigentlichen Ziel stand ich dann dummerweise vor verschlossenen Türen. "Private Event" entschuldigte man sich per Zettel in der Scheibe.
Heroes & Legends hätte sich mit den frühesten Weltraummissionen der USA befasst. Außerdem findet sich dort die Hall of Fame der US-Astronauten.
So im Regen stehen gelassen, musste ich mich dann doch wieder auf die Suche nach einem Unterschlupf begeben. Ohne den Zeitplan im Kopf schaute ich daher einfach mal um die Ecke beim Universe Theater vorbei, doch die letzte Show des Tages war schon vorbei und ich stand auch dort vor verschlossenen Türen - dank des Vordachs aber zumindest einigermaßen trocken. Im Gegensatz zu den bisherigen Gewittern zeichnete sich diesmal jedoch keinerlei Besserung ab. Es regnete unentwegt weiter und teils spektakuläre Blitze erhellten den Himmel. Und irgendwann musste ich meinen liebgewonnenen Unterstand verlassen, um zum Bus zu gelangen.
Vorbei am Butterfly Garden - nein, leider nicht die Counter-Variante - machte man mich noch auf die Ausstellung Nature & Technology aufmerksam.
Denn abgesehen vom Launch Complex 39, der Shuttle-Landebahn und dem Visitor Complex, besteht das Kennedy Space Center vorwiegend aus Naturland, welches zum Merritt Island National Wildlife Refuge erklärt wurde und über 1.000 Pflanzen- und zahlreichen Tierarten eine Heimat bietet. Aufgrund der bevorstehenden Busabfahrt bin ich da allerdings recht schnell durch und habe auch keinerlei Fotos gemacht - also jedenfalls keine, auf denen man etwas erkannt hätte. Auch von den heftigen Blitzen konnte ich leider keinen auf der SD-Karte einbrennen.
Um 17:30 Uhr machten wir uns dann - bei nachlassendem Regen und mit von mikmechanic provisorisch reparierter Tür - auf den Weg zurück nach Orlando.
Fazit: Im Vorfeld hätte ich angenommen, dass das Kennedy Space Center interessanter sei als das Johnson Space Center in Houston. Am Ende des Tages war ich aber ehrlicherweise doch etwas enttäuscht vom floridianischen Ableger. Der Visitor Complex ist eben genau das: ein speziell für Besucher eingerichteter Ausstellungsbereich, wohingegen wir in Texas teils mitten durch im Betrieb befindliche NASA-Räumlichkeiten spaziert sind. Ich muss allerdings auch einsehen, dass wir in Houston eine VIP-Führung hatten, die erheblich zum Erlebnis beigetragen hat. Mit einer solchen hätte man sich vermutlich auch in Florida "näher dran" gefühlt. Besonders schade war auch, dass man nicht näher zu den Launch Pads kam, darauf hätte ich mich hier wohl am meisten gefreut - noch besser wäre nur gewesen, wenn während unseres Aufenthalts ein Launch stattgefunden hätte. Zum etwas ernüchternden Eindruck beigetragen hat möglicherweise auch die Besuchsreihenfolge der einzelnen Ausstellungen. Der neue Gateway-Komplex ist zwar auch sehr interessant, da war ich nach dem langen Tag aber schon nicht mehr so ganz aufnahmefähig. Journey to Mars und das IMAX wirkten dagegen eher wie Lückenfüller, im Saturn V Center hatte ich vieles halt schonmal gesehen - wobei insbesondere die originale Apollo-14-Kapsel und die übrigen Artefakte der Treasures Gallery als Ausnahme hervorzuheben sind. Mein persönliches Highlight war jedoch die gleich zu Beginn besuchte Atlantis-Halle, da kam den Rest des Tages einfach nichts mehr ran. Trotzdem hat sich der Besuch auf jeden Fall gelohnt und ich würde wohl auch erneut vorbeischauen. Wenn man wirklich alles ausführlich sehen will, reicht ein einzelner Tag im Kennedy Space Center definitiv nicht aus.
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SnoopNeu29.07.2023Samstag, 29. Juli 2023 18:330 gefällt das
Snoop
Stefan Fliß
Herten
Deutschland . NW
Danke dir für den sehr ausführlichen Bericht.
Ich habe 2017 auch an der Level 9 VIP Tour in Houston teilgenommen und bin auch der Meinung, dass diese interessanter war. Lag aber vermutlich auch daran, dass in Houston mehr passiert als in Florida. Dort passiert quasi "nur" Zusammenbau und Start, in Houston ist dann doch schon etwas mehr auf dem Gelände.
Trotzdem war ich nicht enttäuscht, es war ein toller Tag mit schönen Einblicken. Ich hatte das Atlantis Gebäude mit als letztes gemacht und das war dann noch ein toller Abschluss.
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stilbruchNeu01.08.2023Dienstag, 01. August 2023 11:340 gefällt das
stilbruch
Dirk Lather
Bad Homburg vor der Höhe
Deutschland . HE
Mensch Dominik,
es ist de Knaller, was Du Dir für eine Mühe gibst, diese schönen Tage Revue passieren zu lassen...
Da ist es fast schon zu schade, dass dieser Bericht "nur" hier zu sehen ist...
DANKE
liebe Grüße,
Dirk
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RunnerNeu01.08.2023Dienstag, 01. August 2023 13:450 gefällt das
Runner
Dominik Leinen
Beilingen
Deutschland . RP
Ich glaub, ich muss das Fazit nochmal überarbeiten, da kommt nicht so ganz raus, was ich eigentlich meinte.
Am Abend war ich leicht enttäuscht, primär weil man eben nicht so nah an die Launch Pads (wie du ja richtig festgestellt hast, den Hauptbesuchsgrund in Florida) herankam, vermutlich aber auch wegen der verpassten Hall of Fame etc. und dem ziemlich verregneten Ende.
Nachdem ich jetzt nochmal alles hab Revue passieren lassen, sehe ich das tatsächlich auch etwas anders und kann meine anfängliche Enttäuschung nur noch bedingt verstehen. Der Besuch hat sich auf jeden Fall voll und ganz gelohnt!
@Dirk: Danke für die netten Worte. Ich könnte ja noch meine Webseite verlinken, aber da häng ich mit den Berichten noch deutlich weiter zurück. Ganz davon abgesehen, dass ihn dort noch weniger lesen werden als hier.
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LacrontNeu07.08.2023Montag, 07. August 2023 21:190 gefällt das
Lacront
Daniel
Schweiz . ZH
Vielen Dank für den wie immer lehrreichen Bericht!
Wussten auch schon Jack Klompus und verschiedene Seinfelds.
Der Autor hat das Thema im falschen oder unpassenden Forum eröffnet.
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