RunnerNeu09.08.2024Freitag, 09. August 2024 20:530 gefällt das
Runner
Dominik Leinen
Beilingen
Deutschland . RP
Dank des öffnungszeitenbedingten Abstechers zum Oedberg hatten wir Bad Tölz ebenfalls schon am Vortag passiert - sowohl auf dem Weg vom Kolbensattel, als auch auf dem Weg nach Wolfratshausen. Zur Erleichterung von mko1994 war dort allerdings kein Sightseeing eingeplant, der Bulle von Tölz konnte mich nie so recht begeistern. Ich bin nicht mal sicher, ob ich überhaupt irgendwann eine Folge komplett gesehen habe - wenn, dann wohl eher so nebenbei ohne große Aufmerksamkeit. Die Pension von Mama Resi Berghammer als einzige mir halbwegs im Gedächtnis gebliebene Location hätten wir zudem in Icking - nördlich von Wolfratshausen - statt in Bad Tölz suchen müssen. Als ehemaliger Messdiener überzeugte mich Otti Fischer eher als Pfarrer Braun. Da muss man dank der zahlreichen Versetzungen des kriminalisierenden Geistlichen allerdings deutlich weiter reisen, um die über ganz Deutschland verteilten Drehorte zu besuchen und es war bisher eher so, dass ich Orte, an denen ich schonmal war, später in der Serie wiedererkannt habe. Allen voran natürlich Saarburg und Umgebung quasi um die Ecke von mir, aber auch die Sächsische Schweiz und die kurzen Szenen aus Rom. Ein Ort, in dem für beide Serien gedreht wurde, ist Benediktbeuern, von Bad Tölz getrennt durch die Zwieselbergkette, zu der auch unser zweites Ziel an diesem Montag gehört. Die Rede ist vom Bad Tölzer Hausberg, dem 1.248 Meter hohen Blomberg, der damit den vierthöchsten Gipfel der Kette nach dem namensgebenden Zwiesel (1.348m), dem Stallauer Kopf (1.322m) und dem Angerlkopf (1.262m) darstellt.
Sonntags war im Vorbeifahren reger Betrieb zu beobachten, an diesem Morgen um kurz vor 11 Uhr war dagegen kaum eine Menschenseele zu sehen.
Das Karussell und die Kinderachterbahn im kleinen Funpark neben der Talstation waren wie erwartet eingemottet.
Vor allem letztere soll ja doch eher schwierig zu bekommen sein.
Dass das unter der Woche wohl nichts werden würde, war mir schon bei der Planung klar, aber laut mko1994 soll es am Sonntag genauso ausgesehen haben - ich hatte am Steuer leider nicht so genau hinschauen können. Dabei wurde der Blombini Express im CC tatsächlich einmal am 01. Mai und sogar viermal am 12. Mai - dem Sonntag nach unserem Besuch - abgehakt. Nunja, ich hab das Ding für mich einfach mal ausgeblendet. Vielleicht findet sich ja irgendwann ein vierter Standort für den Mini Otto aus dem Hause I.E. Park, wo die Chancen auf einen Haken größer sind. Debütiert hatte die Bahn 2003 im Tobiland in Köln. 2007 erfolgte der Umzug nach Bayern, zunächst ins Lollihop München und 2014 dann zum Blomberg.
Gegenüber sind die Artgenossen des Maskottchens Edi (auch ein Oachkatzl) beheimatet.
Außerdem gibt es Mini-Karts, Bagger und Kran für die Nachwuchs-Ronnys,
sowie Bungee- und normale Trampoline.
Wir waren aber natürlich primär für die beiden Rodelbahnen hier - einmal als klassische Wannenbahn und einmal als Alpine Coaster. Die zugehörige Kasse war allerdings verwaist. Auch beim Alpine Coaster war kein Mitarbeiter in Sicht, es war lediglich jemand nebendran mit dem Freischneider zugange, der uns mit seinem Gehörschutz aber nicht bemerkte. Es gibt zwar auch einen Automaten, an dem man Tickets ziehen kann, aber da wir noch nicht so ganz sicher waren, ob hier wirklich geöffnet wäre, verzichteten wir lieber darauf. Außerdem hatte ich gelesen, dass man von den recht teuren Parkgebühren bei Nutzung der Seilbahn nochmal einen Teil zurückbekommt, das ginge am Automaten vermutlich auch nicht. Nach etwas Umherirren sahen wir dann doch endlich einen Mitarbeiter in der Seilbahnstation, den wir ansprechen konnten. Er rief auch sogleich seinen Kollegen herüber, der für den Alpine Coaster zuständig war und verwies uns zum Ticketkauf wieder an die Kasse - die inzwischen tatsächlich besetzt war und wo gerade eine Familie über die verschiedenen Angebote des Blombergs informiert wurde. Nach dem ausführlichen Beratungsgespräch musste dann noch Geld aus dem Auto geholt werden, ehe auch wir endlich unsere Rodeltickets zu je 9€ erwerben konnten. Die angebotene 3er-Karte lehnten wir ab, dafür hatten wir nicht genug Zeit. Dagegen musste ich die Erstattung der Parkgebühren aktiv erfragen, dann gab es von den 5€ (für den ganzen Tag) immerhin 2€ wieder zurück.
Genug Zeit verplempert, nichts wie rauf auf den Blomberg.
Zunächst mit der Doppelsesselbahn von Seba aus dem Jahre 1971.
Der einstige Münchner Hersteller war eigentlich auf Schlepplifte spezialisiert, die in Lizenz hergestellt wurden. Wer sich erinnert: Am Oedberg hatte uns schon ein solcher nach oben befördert. Hier am Blomberg wagte man sich erstmals an eine von angeblich nur drei Sesselbahnen (drei sind zumindest sicher, es gibt aber offenbar noch weitere Anlagen unbestätigter Herkunft, die mindestens ähnliche Konstruktionen aufweisen). Die zweite Anlage kennen einige von euch sicherlich besser, sie wurde nämlich 1976 in Slagharen eröffnet. Sesselbahn Nummer drei findet sich dagegen wieder in Bayern, nämlich 1977 eröffnet am Silberberg in Bodenmais. Da hätten wir im Verlauf der Tour auch gerne vorbeigeschaut, aber der für dieses Jahr angekündigte Alpine Coaster lässt noch auf sich warten.
Doch zurück zur Blombergbahn. Die stand bereits 1973 kurz vor der Pleite, weshalb der Berliner Hans Zintel als einer der Geldgeber des Projekts die Seba Seilbahnbau übernahm - die heute zwar keine Seilbahnen mehr baut, aber somit noch immer als Betreibergesellschaft der Blombergbahn weiterlebt. Trotz des Ausstiegs seines Kompagnons Franz Josef Koch investierte Zintel in ein neues Konzept zur besseren Auslastung des Sessellifts im Sommer. Dazu gleich mehr. Im Jahr 2009 wurde die Blombergbahn mit komplett neuen Sesseln von Loipolder (LST) - auch diese Firma kennen wir bereits vom Oedberg - ausgestattet.
Die Sesselbahn überwindet auf einer Länge von 1.800 Metern einen Höhenunterschied von 517 Metern - jedenfalls laut dem offiziellen Magazin zum 50-jährigen Jubiläum, gemäß der Angaben zu den Höhen der Stationen auf der offiziellen Webseite müssten es eigentlich sogar 533 Meter sein. Demnach liegt die Talstation auf 703 Metern, während sich die Bergstation in einer Höhe von 1.236 Metern befinden soll. Wer nach ganz oben will, passiert dabei 26 Stützen. 1976 wurde allerdings auf einer Höhe von 890 Metern eine einseitige Mittelstation eingerichtet, die zur Erschließung der im selben Jahr eröffneten Sommerrodelbahn dient. Aussteigen kann man hier nur bei der Bergfahrt, talwärts schwebt man deutlich höher an dem Holzpodest vorbei. Die Familie vor uns hatte sich glücklicherweise dazu entschieden, zunächst die Bergstation zu erkunden und dann zur Sommerrodelbahn zu wandern. Wir konnten uns also unbehelligt auf die Rodelschlitten schwingen und die 1.286 Meter lange Strecke ohne Angst vor Bremsern in Angriff nehmen.
Zum Bremser wurde ich nach wenigen Metern allerdings selber, irgendwie kam ich mit dieser speziellen RolbaRun-Anlage nicht klar.
Bei ihrer Eröffnung handelte es sich um die längste Sommerrodelbahn der Welt, 1981 gab es auch den entsprechenden Eintrag im Guinness Buch der Rekorde. Klammert man die Alpine Coaster aus, reicht die Länge auch heute noch zur längsten Sommerrodelbahn Deutschlands. Im Jahr 2000 wurde die Bahn wohl erneuert und 2011 um einige Meter verlängert. Bis dahin hatte man den Schlitten von der Mittelstation ein gutes Stück durch den Wald zum Start der Rodelbahn schleppen müssen. Mit der Verlängerung beginnt die Wanne nun auf obigem Bild links hinter dem Gebüsch an der Mittelstation und der Schlitten kann direkt vom Sessellift auf die Bahn gestellt werden.
Zwei Rechtskurven mit Steilstück dazwischen, dann ein leichter Schwenk nach links und wieder ein kurzes Steilstück.
Die anschließende frühere Startgerade wurde zu einem kleinen Slalom-Parcours abgewandelt.
Auch der weitere Verlauf ist geprägt von eher harmlos wirkenden Verschwenkungen, längere Kurven sind eher die Ausnahme.
Doch die Optik täuscht. Neben den üblichen Schildern hat man am Blomberg auch mehrere große Banner aufgehängt, die zum Langsamfahren auffordern. Die wirken auf den ersten Blick reichlich übertrieben und einigen Deppen geschuldet, die nicht rodeln können (ich bin auf verschiedene Berichte zu schweren Rodel-Unfällen am Blomberg gestoßen). Aber als mein Schlitten am Kurvenausgang plötzlich nach innen pendelte und ich panisch den Bremshebel nach hinten riss, um nicht von der Bahn zu fliegen, musste ich doch einsehen, dass die Warnschilder hier ausnahmsweise mal nicht zum Spaß stehen. Vielleicht hab ich das Sommerrodeln verlernt, vielleicht taugte der Schlitten nix, oder man hat bei der Erneuerung Mist gebaut. Die Kurven an sich waren weniger das Problem - wobei ich auch da 1-2 mal mit mindestens einer Kufe am oberen Rand der Überhöhung gekratzt habe. Aber im Kurvenausgang kam ich immer derart ins Schlingern, dass ich mich des Öfteren schon in der Botanik gesehen habe. Ein dermaßen unsicheres Fahrgefühl ist mir bisher auf keiner anderen Sommerrodelbahn untergekommen. Selbst Col de la Schlucht mit einem leicht zur Seite ziehenden Schlitten hatte ich mit deutlich mehr Vertrauen bezwingen können.
Noch schlimmer sind allerdings die vielen leichten Schlenker vor allem zum Ende der Strecke komplett ohne Überhöhung.
Keine Ahnung, was man sich da gedacht hat. Ohne exzessiven Gebrauch des Bremshebels kommt man doch da nicht durch?
Nach dieser Nahtoderfahrung sollte nun zur Entspannung noch der Alpine Coaster folgen.
Eröffnet wurde der Blomberg-Blitz im Jahr 2008, aus Kostengründen allerdings mit einer Streckenlänge von zunächst nur 730 Metern. Eine Verlängerung der Bahn war damals schon angedacht, umgesetzt wurde sie schließlich 2016. Mit nun gut 1.300 Metern wurde die Länge fast verdoppelt. Auf die Abfahrt entfallen davon laut rcdb 905 Meter (zuvor 475 Meter). Irgendwo hatte ich auch etwas zu einer möglichen weiteren Verlängerung bis hinauf zur Mittelstation der Sesselbahn gelesen, aber wie konkret dieses Gerücht war, kann ich nicht sagen.
Noch immer war die Station verwaist. Dabei wären wir gar nicht wählerisch bei der Einweisungssprache gewesen.
Der Mitarbeiter war wieder vollkommen in die Arbeit mit dem Freischneider vertieft. Muss natürlich auch gemacht werden und so ein ruhiger Tag mit wenigen Besuchern eignet sich dafür natürlich hervorragend. Ab und zu könnte man aber dennoch mal einen Schulterblick riskieren, ob nicht doch vielleicht jemand mit dem Blitz fahren möchte. Leider lief der Lifter nicht, sonst hätten wir wahrscheinlich unsere Runde drehen können, ohne dass er etwas davon mitbekommen hätte. Irgendwann konnten wir dann doch auf uns aufmerksam machen und er schmiss die Bahn eben an, damit wir fahren konnten.
Wo man heute aus dem Kreisel kommt, befand sich anfangs der Start der Abfahrt.
Heute beginnt die Fahrt oben links in dem kleinen Häuschen. Dort ist einerseits wohl ein zusätzliches Schlittenlager oder sogar eine Werkstatt untergebracht. Andererseits dient die Gebäudedurchfahrt als kleines Museum, denn dort sind einige (vermutlich) ausrangierte Gerätschaften des Blombergs ausgestellt. Ein Schneemobil, ein Pferdeschlitten, alte Maschinen, etwas Kleinkram und eine Schneekanone sind neben der Schiene drapiert. Das größte Ausstellungsstück hängt allerdings von ein paar Stahlträgern gestützt direkt über den Köpfen der Blitz-Fahrer: eine komplette Pistenraupe! Hat was und kam ziemlich unerwartet. Ebenso wie die Tatsache, dass die Magnetbremsen - dank denen man die Ausstellung schön langsam durchrollt - gleich nach Verlassen des Gebäudes enden. Die eigentliche Strecke wird also ohne Dauerbremse durchfahren. Erst in der Schlusskurve wird man wieder magnetisch verlangsamt.
So lass ich mir das gefallen. Ungestört Vollgas und keine Angst vor einem Abflug in den Kurven.
Ziemlich genau eine Stunde hatten wir am Blomberg verbracht, ehe wir uns gegen Mittag wieder auf den Weg machten. Allzu lange sollte aber auch die nächste Etappe nicht dauern, nur gute 15 Kilometer war das dritte Tagesziel entfernt. Trotz weiterhin gutem Wetter wuchs unterwegs allerdings die Spannung, ob wir dort überhaupt etwas würden fahren können...
Fazit: Angesichts der spärlichen Besucherzahl am Blomberg war es durchaus verständlich, dass viele der Ausflugsziele unter der Woche lieber auf eine Öffnung verzichteten. Umso erfreulicher, dass wir hier nach kurzer Suche zwar auf die Kinderachterbahn verzichten mussten, aber zumindest die Sommerrodelbahn und den Alpine Coaster fahren konnten. Letzterer macht nach der Verlängerung durchaus Spaß, zumal man bisher auf die Magnetbremsen verzichtet hat. Eine schöne Überraschung war zudem die kleine Museums-Durchfahrt am Start der Abfahrt. Die klassische Sommerrodelbahn sah ohne Jumps relativ harmlos aus, sorgte bei mir allerdings für mehr Schiss als alle anderen Rodelbahnen, die ich bislang fahren konnte - und das schon bei vergleichsweise eher mäßigem Tempo. So müssen sich wohl die Bremser fühlen, über die man sich sonst so gerne aufregt.
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