RunnerNeu28.09.2024Samstag, 28. September 2024 19:230 gefällt das
Runner
Dominik Leinen
Beilingen
Deutschland . RP
Am dritten Tag unserer Bavaustria-Tour stand wie gesagt der Österreich-Teil im Vordergrund. Von Marquartstein ging es jedoch zunächst nochmal weiter nach Deutschland rein, um dann über die A8 in Richtung Salzburg zu fahren. Noch vor der Mozartstadt bogen wir jedoch mit der Tauernautobahn A10 für ein kurzes Stück gen Süden ab, um zu unserem ersten Ziel zu gelangen. Praktischerweise kann die österreichische Autobahnvignette seit 2018 auch in digitaler Form erworben werden, sodass man sich das "Pickerl" spart. Einfach die gewünschte Vignettenart auswählen, das gewünschte Startdatum der Gültigkeit und das Kennzeichen eingeben, fertig. Und nachdem unser Österreich-Programm - vom autobahnfreien Familienland-Abstecher abgesehen - auf einen einzigen Tag zusammengeschrumpft war, reichte sogar die frisch eingeführte 1-Tages-Vignette für 8,60?, die ich eine Woche vor Beginn der Tour für den Dienstag erworben hatte. Bis Ende letzten Jahres war die 10-Tages-Vignette die kleinstmögliche Ausführung - die ab dem zweiten Tag aber schon günstiger ist als zwei einzelne Tagesvignetten.
Aber das nur am Rande. Unser erstes Ziel war die Stadt Hallein rund 15 Kilometer südlich von Salzburg. Genauer gesagt der 1938 zwangseingemeindete Stadtteil Bad Dürrnberg auf einem gleichnamigen Höhenrücken aus Haselgebirge. Die dortigen Salzvorkommen wurden wohl schon von steinzeitlichen Jägern genutzt, später siedelten die Kelten auf dem Dürrnberg und begannen um 600 v. Chr. mit dem bergmännischen Salzabbau. Das Salzbergwerk Hallein ist damit eines der ältesten Salzbergwerke der Welt. Der Betrieb wurde zwar 1989 eingestelt, als Salzwelten Salzburg kann das Schaubergwerk aber weiterhin besucht werden. Obwohl das ebenfalls sehr interessant klingt, fuhren wir jedoch am Einfahrtsgebäude vorbei. Denn wir hatten ein anderes Ziel.
Nämlich den Halleiner Hausberg, den 1.336 Meter hohen Zinkenkogel.
Er schließt als nördlicher Vorgipfel an das Roßfeld an, welches seinerseits einen Nebengrat des Göllmassivs bildet. Über den Berg verläuft die deutsch-österreichische Grenze, der Gipfel liegt knapp auf berchtesgadener Seite. Das kleine Skigebiet am österreichischen Nordhang befindet sich im Besitz der Stadt Hallein, der Winterbetrieb ist jedoch seit Jahren defizitär. So wurde bereits im Jahr 2004 der zugehörige Schlepplift am Osthang stillgelegt und verkauft - was viele Skifahrer kritisierten, da der Osthang für sie die beste Piste am Zinken sei. Dafür hatte man den früher separaten Rottenlift auf deutscher Seite aufgenommen, der jedoch 2020 ebenfalls stillgelegt wurde. Verblieben sind drei Doppelmayr-Lifte, sowie die im Jahr 2000 eröffnete Sommerrodelbahn, wegen der wir hier waren.
Und zwar pünktlich zur geplanten Öffnung um 11 Uhr, doch der Sessellift stand still.
Zudem bestätigte das Schild am Zugang zum Wartebereich den optischen Eindruck: geschlossen. Ob dies nun wetterbedingt so bleiben sollte (laut Homepage öffnet man nur bei gutem Wetter und in der Nacht hatte es ja geregnet), oder ob man nur etwas später öffnen würde, konnten wir aber leider nicht erkennen. Immerhin waren aus der Werkstatt des Lifts Geräusche zu vernehmen, es schien also jemand da zu sein. Nach ein paar Minuten sahen wir dann auch zwei oder drei Schlitten die Rodelbahn herunterkommen. Offenbar Mitarbeiter auf morgendlicher Probefahrt, deren kurzer Unterhaltung nach dem Ausstieg wir entnehmen konnten, dass eine Öffnung wohl möglich sei. Eine Mitarbeiterin kam schließlich auf uns zu und bestätigte dies, es dauere allerdings noch ein wenig. Derweil wurde endlich der Lift angeschmissen und einer der Mitarbeiter klappte nacheinander die vorbeikommenden Sessel herunter. Und das waren einige. Wir hatten schon überlegt, ob der zwischenzeitlich wieder nach oben gefahrene Kollege sie dort nicht spaßeshalber nochmal hochklapen würde, aber irgendwann kamen tatsächlich runtergeklappte Sessel unten an und wir konnten unsere Tickets für je 17? erwerben - mit dem pflichtgemäßen Hinweis, dass die Abfahrt per Rodelbahn natürlich nur möglich sei, wenn es nicht wieder anfangen würde zu regnen. Aber nachdem die Wolken in der Zwischenzeit den Blick auf den Gipfel freigegeben hatten, waren wir recht zuversichtlich.
Und so schwebten wir kurz vor 11:30 Uhr fast eine halbe Stunde später als geplant zum Zinkengipfel hinauf.
Verdenken kann man es den Mitarbeitern nicht, mit einem Pärchen zusammen waren wir in dieser Zeit die einzigen Besucher. Von der Talstation auf 837 Metern startet neben der Sesselbahn auch noch ein Schlepplift, der auf den letzten zwei Bildern jeweils im Hintergrund zu erahnen ist. Der Knappenlift bringt im Winter die Skifahrer auf eine Höhe von 935 Metern. Der Sesselliift - vor einigen Jahren Keltenfürst getauft - ist ein paar Nummern größer.
Mit einer Streckenlänge von 1.249 Metern werden in knapp 15 Minuten 484 Höhenmeter überwunden.
Im oberen Bereich (von 1.110 auf 1.230 Meter) befindet sich mit dem Kugelblitz - oder Oberer Zinkenlift - der zweite Schlepplift des Skigebiets.
Die Bergstation mit dem Zinkenstüberl und dem Start der Sommerodelbahn auf 1.321 Meter Höhe.
Mit bestem Blick auf Hallein - der hellbraune Haufen ist das Holzhackschnitzel-Lager des Zellstoffherstellers AustroCel.
*sing* Über den Wolken... hätte die Aussicht ohne diese besser sein können.
Relativ mittig am unteren Bildrand sticht ein orangerotes Dach heraus, das zur Halleiner Stadtpfarrkirche zu den Hll. Antonius Er. und Hieronymus gehört. Diese war 1193 erstmals urkundlich erwähnt worden und ab 1833 war ein gewisser Conrad Franz Xaver Gruber dort als Stadtpfarrchorregent tätig. Der hatte zuvor die Melodie zum heute bekanntesten Weihnachtslied Stille Nacht, heilige Nacht komponiert. Neben der Kirche gibt es daher ein Museum rund um das Leben und Wirken des Komponisten, sein Grab befindet sich auf dem Vorplatz. Von rechts unten ins Bild kommend ist die erwähnte Tauernautobahn zu erkennen, über die wir angereist waren. Sie kreuzt mit einer zu erahnenden Brücke die Salzach, welche anschließend in nördlicher Richtung weiter durch Salzburg fließt. Teile der Hauptstadt des gleichnamigen Bundeslandes sind unmittelbar unterhalb der Wolkendecke zu sehen.
Aber kommen wir endlich zur Rodelbahn. Wie bereits unschwer zu erkennen war eine Anlage von Brandauer.
Und was für eine! Mit einer Streckenlänge von 2,2 Kilometern handelt es sich nicht nur um die längste Sommerrodelbahn im Salzburger Land sondern auch um die für mich bisher mit Abstand längste Brandauer-Bahn. Umso ärgerlicher, dass uns das mit nach oben gefahrene Pärchen nach der erforderlichen Umrundung des Zinkenstüberls und einem Kurzbesuch der sanitären Anlagen am Einstieg der Bahn zuvorgekommen war. Denn die Dame mit Kopftuch machte einen sehr unsicheren Eindruck und kam immer nur wenige Meter weit, bis sie wieder komplett stehen blieb. Dafür fuhr sie im dritten Anlauf mit Schritttempo ihrem wartenden Partner auf. So hatten wir schon befürchtet, nochmal eine halbe Stunde warten zu müssen, um nicht auf halber Strecke aufzulaufen. Aber dann klappte es wohl doch noch und wir sahen die beiden wenig später in augenscheinlich angemessenem Tempo den von oben einsehbaren Teil der Strecke absolvieren. Tatsächlich holten wir sie auch nicht mehr ein.
Die Fahrt beginnt recht unspektakulär entlang eines Wirtschaftsweges von der Seilbahntrasse weg in Richtung Osthang, mehr oder weniger gerade und nicht sonderlich steil. Aber dann löst sich die Strecke vom Weg und das Gefälle nimmt zu, hinein in eine erste steile Linkskurve. Danach flacht die Strecke wieder ab und folgt erneut einem weitestgehend geraden Weg zur Bergstation des oberen Zinkenlifts. Nach diesem Vorgeplänkel geht es anschließend aber richtig los.
Mit zumehmendem Gefälle und Tempo geht es einmal quer über die breite Skipiste und unter der Sesselbahn hindurch.
Es folgt ein schöner Slalomparcours, bei dem der Schlitten versucht, den Mitfahrer abzuwerfen.
Am unteren Ende der Piste geht es wieder zurück auf die andere Seite und es kann nochmal durchgeatmet werden - entlang eines Weges.
Dessen Serpentine wird mit einer Steilkurve etwas abgekürzt.
Die nächste außenherum muss allerding komplett mitgenommen werden.
Wieder steil nach links abfallend landet man in einer knackigen S-Kurve.
Dann verschwindet die Strecke im dichten Wald mit weiteren viel zu engen Steilkurven und wilden Mini-Knicken.
Ich muss zugeben, dass ich zwischendurch dann doch immer mal wieder leicht gebremst habe.
Nach einem letzten Steilstück samt Unterführung rollt man schließlich auf der grünen Wiese im Tal aus.
Kurz nach Mittag ging es dann wieder zum Auto und in nördlicher Richtung um die viertgrößte Stadt Österreichs herum bis nach Straßwalchen. Denn auf dem Plan stand nun der Hauptgrund für die ganze Tour...
Fazit: Die Zinkenlifte Bad Dürrnberg bieten eine beeindruckende Aussicht über das Halleiner Becken nach Salzburg - sofern die Wolken den Blick freigeben. Zumindest bei mäßigem Wetter nimmt man es mit den Öffnungszeiten auch nicht ganz so genau. Aber wir hatten die Zeit und waren froh, dass wir überhaupt fahren konnten. Die Sommerrodelbahn Keltenblitz überzeugte mit einer ordentlichen Länge und den oftmals sehr steil abfallenden Kurven, in denen man mit entsprechend hohem Tempo ziemlich zur Seite geworfen wird. So sehr ich dieses wilde Fahrgefühl der Brandauer-Anlagen auch mag, dürfte das die erste schienengebunde Rodelbahn gewesen sen, bei der ich aus Komfortgründen freiwillig gebremst habe - wenn auch nur leicht. Kurzum: Spaßige Bahn!
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