Cappuccino in Eindhoven und auf in den Tag. Im Toverland hat sich seit 2012 – Dwervelwind war noch eine Baustelle – viel getan, die Parkfläche hat sich ungefähr verdoppelt und vom „Indoor-Freizeitpark mit Woody“-Feeling ist kaum noch etwas übrig. Achja, und Fenix ist toll! Ähnlich wie beim Efteling-Bericht soll es hier nur ein paar Schnappschüsse und ein „Upgrade“ zu meinem Bericht von 2012 geben. Da Fenix noch recht frisch gebacken ist, werde ich zumindest zum Wing Coaster ein paar detaillierte Worte verlieren. Jedoch erst zum Ende hin, ich musste mich aufgrund der Downtime schließlich auch bis zum Nachmittag gedulden.
Ein Morgen, der mit einem Spaziergang um eine Holzachterbahn beginnt, ist ein guter Morgen. Mir klopft das Herz ein wenig vor Vorfreude, während wir unseren Weg zum brandneuen Parkeingang bahnen. Ganz in toverland’scher Manier wirkt dieser comichaft schrill, bunt, verspielt – ein bisschen vertovert eben. Die ersten Schritte durch den Park begeistern mich, denn ich erkenne das Zauberland kaum wieder. Große Plazas prägen das Parkbild, ringsum ist eine zauberhafte Kleinstadt mit orientalischen Anleihen entstanden. Alles wirkt so neu und frisch, als wäre es bis vor einer Stunde noch in Luftpolsterfolie eingewickelt gewesen. In der Ferne thront Fenix über den Baumkronen und ich bekomme sofort Lust, alles entdecken zu wollen.
Die erste „neue“ Fahrt des Tages drehten wir auf Dwervelwind, dem grün-gelben Nachkommen von Euro-Mir. Die Anlage ist zu einem bedeutenden Anteil durch das Grün gestaltet, welches die Achterbahn umgibt. Abgesehen davon bietet das Stationsgebäude einen kleinen Eye-Catcher. Eine ansehnliche Decken-Deko, die jedes Mal auffunkelt, sobald ein Zug den Bahnhof verlässt, ziert das Innere. Die Gestaltung ist stimmig, jedoch habe ich mich innerhalb der Wartezeit auch schnell daran satt gesehen.
Die eigentliche Fahrt auf dem Spinning Coaster beginnt mit einem schwungvollen Auftakt: In der ungebankten Kurve nach dem Lift wird schnell klar, dass unsere Hinter-Frau und unser Hinter-Kind bedeutend leichter als wir sind, sodass wir mit einer ordentlichen Drehung in den First Drop starten. Bei der ersten Overbanked Turn fühlt es sich für einen Moment so an, als würden wir geradewegs gen Himmel weiterfliegen. Somit bietet das erste Schienendrittel wirklich einen tollen Mix aus waghalsigen Drehungen und der ein oder anderen überraschenden Fahrfigur. Der Rest des Layouts ist im Vergleich deutlich entspannter, macht jedoch nicht weniger Spaß. Die die Helix ist überraschend eng berechnet und die Mini-S-Kurven erinnern an Maurer-Söhne-Spinner, haben hier jedoch etwas mehr Einfluss auf die Gondeldrehung. Die letzten Meter „cruisen“ wir gemütlich in die Schlussbremse. Dwervelwind macht richtig Spaß und ist ganz offensichtlich die Familienachterbahn schlechthin im Toverland. Die drehenden Gondeln fühlen sich zum Layout passend und stimmig an und wirken nicht wie ein aufgesetztes Gimmick, wie es meines Erachtens bei vielen Spinnern der Fall ist. Toll!
Durch die knallende Sonne suchen wir unseren Weg durch das magische Tal, klettern über einige Hängebrücken und finden schließlich die Rafting-Anlage, das Herzstück des Themenbereichs. Ganz ehrlich, der Djengu River hat mich etwas enttäuscht. Schon im Wartebereich wurde ich den Eindruck nicht los, dass viele Elemente der Dwervelwind-Gestaltung recyclet wurden. Die gleiche Deko hängt auch hier von der Decke; statt in einen Zauberwald, fügt sich das Dekor hier eben in eine Unterwasserwelt. Das Ergebnis ist durchaus schön, kann mich allerdings auch nur zur Hälfte überzeugen. Die offen sichtbaren Lichtquellen tragen noch mehr zum faden Beigeschmack bei. Und genau dieser Beigeschmack bleibt auch während der Fahrt. Der Djengu bahnt sich seinen Weg durch die Magische Vallei, doch vom umgebenden Wasser erreicht uns im Boot fast nichts. Rafting-typische Elemente wie der Wasserfall, der Regenvorhang oder einzelne Figuren über dem Flussbett sind zwar vorhanden. Insgesamt fehlt mir aber die Interaktion, es bleibt mir zu trocken und alle Mühe kann diese Enttäuschung kaum „wett“ machen. Beim Aussteigen sind wir uns einig: Im Movie Park steht die deutlich bessere Rafting-Anlage.
Als Stimmungsaufheller drehen wir ein paar Runden auf Troy – von meinen europäischen Woodys nach wie vor der ungeschlagene Favorit. Der First Drop zieht, die Kurve danach ist absolut Banane, das Teil verliert einfach nicht an Geschwindigkeit und die Schiene findet einfach kein Ende! Ich habe das Gefühl, Troy war insgesamt etwas flotter unterwegs als noch vor 6 Jahren. Am deutlichsten war dies am Airtime-Hügel vor dem Station-Fly-Through: Gerade in der letzten Reihe gab es hier eine gute Portion Schwerelosigkeit. Mein persönliches Highlight der Bahn ist immer noch der rechts-hoch, links, rechts-runter-Umschwung im letzten Drittel der Anlage (siehe Foto). Ein bisschen Nostalgie und das Gefühl, einen alten Freund wieder zu treffen, versüßen die Fahrten obendrein noch ein wenig.
Vom troy’schen Lifthill aus erspähten wir, dass der Fenix inzwischen seine Flügel wieder aufgeschlagen hat und brachen in den neuen Themenbereich Avalon auf. Als wir am künstlich angelegten Fluss ankommen, wird schnell deutlich, dass viel Konzeptarbeit in diesen Themenbereich eingeflossen ist. Fenix‘ Airtime-Hop und Zero-G über den Fluss, die beiden halben Loopings rechts und links in anmutiger Symmetrie, die Interaktion des Weges mit dem Coaster, das bewusste Setzen von Türmen und architektonischen „Schmankerln“ in Sichtlinien … Der ganze Bereich wirkt akribisch durchgeplant und es gibt unendlich viele Fotospots in dieser Idylle. Wenn ich mir überlege, wie schlecht sich zum Beispiel „Joris en de Draak“ in Efteling fotografieren lassen, zücke ich hier nur beeindruckt den Hut vor dem Toverland.
Im Wartebereich des Wing Coasters riecht es noch nach Estrich. Dennoch führen die engen, verwinkelten Gänge uns sicher durch die schönste Queue des Parks. Dank Walk-On und Zwei-Zugbetrieb kommen wir gar nicht richtig dazu, die Umgebung wahrzunehmen, und finden schnell Platz auf zwei der 24 Sitzplätze des Vogels. Eine Kurve führt durch zwei schwarze, ungestaltete Hallen zum Lifthill. Ohne den Hauch eines Rucks greift die Kette und wir schauen der Sonne entgegen. Eine ungewöhnliche 90°-Kurve nach rechts trennt uns vom Dive-Drop – ein Element, das mir noch immer ein Lachen entlockt. So merkwürdig diese Kurve auch von außen wirkt, bestärkt sie doch das Gefühl des freien Fliegens, insbesondere auf den Außenplätzen (links). Am Fuße des First Drops baut sich ordentlich Druck auf und wir werden auf offener See mit einer ordentlichen Portion Airtime verwöhnt.
Der Auftakt ist grandios und obwohl er augenscheinlich nichts anderes als der Flug der Dämonen bietet, dennoch bedeutend knackiger und ruhiger. Im Immelmann gehen automatisch die Arme nach oben, zumindest so gut wie es die Westen eben erlauben. Die anschließende Helix habe ich so noch nie auf einem Wing Coaster erlebt. Die rechten Reihen „kratzen“ nahezu am Boden, während sich der Zug auf maximale Längsneigung dreht. Dadurch wirkt das ohnehin zügig durchfahrene Element nochmal bedeutend schneller. Fenix packt hier wirklich die g-Keule aus und lässt erst langsam ab, während sich der Zug in die Zero-G dreht. Dabei gibt es einen kurzen Ruck nach rechts, einen kurzen Moment Leichtigkeit und schließlich eine weitere Steilkurve, welche erneut auf den rechten Reihen ein klein bisschen Floating-Airtime bietet. Einflug in die Schlussbremse, tolles Bähnchen.
So schnell wie Fenix vorbeigeht, so viel passiert auch während der kurzen Fahrtzeit. Ich habe schon zwei, drei Fahrten gebraucht, um zu verstehen, was da gerade passiert. Der toverland’sche Wing-Coaster ist sicher kein erbarmungslos harter Artgenosse, bietet jedoch auf seinem überschaubaren Layout eine gute Portion Thrill und unerwartet intensive Kräfte. Nach einigen Wiederholungsfahrten hatten wir dann auch allmählich weiche Beine. Im Gesamtpaket hat Fenix gegenüber den anderen mir bekannten Wing Coastern (Heide & Thorpe Park) den Schnabel vorn.
Zu diesem „Gesamtpaket“ trägt auch die generelle Konzeption des Bereichs „Avalon“ bei. Wir spazierten dort den kleinen Rundweg vorbei an den Hobbit-Häusern und entschlossen uns noch für eine kleine Bootsfahrt, um ein paar Fotos von Fenix zu schießen. Entsprechend überrascht war ich, als das Boot plötzlich in eine Höhle bog und Merlin's Quest sich als solider Darkride entpuppte: Die Gestaltung war auf einem ähnlichen Niveau wie der Wartebereich des Fenix, einige Effekte waren wirklich erfrischend und es gibt sogar ein, zwei Momente, die mich verdutzt im Boot sitzen ließen. Merlin’s Quest ist eine nette Ergänzung und rundet den Themenbereich gut ab.
Wenn ich mir heute nochmal vor Augen führe, was für eine tolle Entwicklung das Toverland in den letzten Jahren gemacht hat, bin ich wirklich gespannt, was für ein Park mich dort in weiteren fünf Jahren erwarten könnte. Die Jungs lernen anscheinend wirklich von einem Projekt zum nächsten dazu: Wenn ich mir die Gestaltung der Major Rides ansehe, werden die Bahnen von Jahr zu Jahr schöner und imposanter. Das Achterbahn-Angebot ist durchaus ausgeglichen und breit gefächert, die Gestaltung durchweg auf mittelgutem bis hohem Niveau. Das Toverland ist kein kleiner Park mehr, sondern spielt inzwischen mit den großen Jungs in einer Liga. Dabei wirken die beiden Indoor-Hallen inzwischen jedoch wie eine Hall-of-Fame, ein Museum, eine Zeitreise in eine andere Ära Toverland. |